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EXCURS
der Tafelmalerei zusammenhängt: man brauchte ein geschmei-
digeres Bindemittel, eine Tempera, welche vor dem Aufsetzen
bereits die Farbe bequem mischen und abtönen lässt, kurz,
welche die Eigenschaften des Oeles besitzt. Ferner bedarf die
übermässige Prachtliebe, die Geldverschwendung entweder der
Beizen als Unterlage und Haftmittel der Goldblätter oder gel-
ber Firnisse, auripetrum, über denselben, also gleichfalls Oel-
Präparate. Daher enthält die Fpyaveäa 117;; Cwypacptxäq zahlreiche
Regeln über Oelsiccative und Oelfirnisse. Trocknenöl ist das
Peseri (türkischer Ausdruck für Leinöl). Seine Bereitung unter-
scheidet sich in nichts von den bereits bekannten Methoden.
Als Harze der verschiedenen Firnissarten erscheinen Tannen-
pech, Mastix, Sandolosa (Ambra oder Sandracca). (S. Didron,
manuel d'iconogr., Uebersetzung von G. Schäfer. Trier, 1855.)
Von diesen Griechen nun sollte Italien das erste Mal mit
den Segnungen der Oeltechnik beglückt werden.
S0 roh, plump und hässlich selbst die Malereien seiner
Meister des 12. und I3. Jahrhunderts geriethen, sie bleiben
ehrwürdige Monumente als Werke der alten römisch-griechi-
schen Frescotechnik. Diese kolossalen dräuenden Crucifixe und
Madonnen eines Margheritone u. A., von denen eine lange Reihe
bei Crowe 8c Cavalcaselle nachgewiesen (I. Band), hängen als
technische Producte in ununterbrochener Folge mit den Kata-
kombengemälden und Pompejanischen Decorationen zusammen
u. s. W. Schon (und noch) damals "bedienten sich die Italiener
eines hellen, auf die Farbe nicht einwirkenden Bindemittels:
vielleicht schon damals der Milch unreifer Feigen und anderer
minder öliger Leine". (Rumohr, Ital. Forsch. l, 311.) Seit
Giunto Pisano und Cimabue aber macht sich die Berührung
mit Byzanz wie in den wichtigen Theilen der Kunst auch be-
treffs der Malweise bemerkbar. „Die Tafeln, welche in griechi-
scher Manier ausgeführt werden, sei es von den Griechen selbst
oder von ihren italienischen Nachahmern, neigen sich dahin-
gegen überall zu einem dunkleren, gelblichen Hauptton."
(Ibid) Chemische Untersuchung brachte bei Malereien des
Giunto u. A. einige Tropfen ätherischen Oeles zu Tage (Mar-
chese op. IV, 31I),_von einem Werk in St. Maria degli angeli
bei Assisi berichtet Rumohr (loc. cit. 343): „Das Bindemittel