Volltext: Heraclius, von den Farben und Künsten der Römer

ÜBER DIE ÖLMALEREI. 
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ist, bereits hie und da das Oel als Bindemittel benützt er- 
scheint, trotzdem dass es ideell und reell jener Zeit nicht ge- 
nügte, wenn uns einige Aufmerksamkeit der Kunstschriftsteller 
schon überrascht, so ist das ein Zeichen, dass sich ein neues 
Bedürfniss eben zu regen beginnt. So bereitet sich ein künfti- 
ges Jahr schon in den Saaten des Vorjahrs. Die Liebe zur 
grossen Malweise auf den Wandflächen ist kaum erwacht, und 
schon sehen wir die zarten Keime für eine Ernte späterer 
Jahrhunderte. Woher nun diese Regung? 
Wie alle Kunst, alle Cultur, war damals auch jene Malerei mit 
Wassern, Lei1n- und Temperafarben ein Erbe der antiken 
Welt; Karl des Grossen frischbewegte Epoche verpHanzte die- 
sen Samen nach Frankreich und Deutschland, so dass sie bis 
ins 13. Jahrhundert beiläufig in den drei Hauptculturgebieten des 
Westens gleichmässig betrieben war. In Italien so lange, bis, wie 
wir sehen werden, byzantinischer EinHuss ein Intervall hervor- 
ruft, das durch den Namen Giunto Pisano schlechthin charak- 
terisirt ist, später aber wieder der Revolution (resp. Reaction) 
Giotto's zu Gunsten der Tempera wich. Das Abweichende die- 
ser griechischen Manier bestand in der Verwendung harziger 
Bindemittel und öliger Firnisse statt Ei- und Feigen- 
milchtempera, welch' letztere der südlichen Malweise jedoch 
zusagender war und, bald über den fremden Einfluss triumphi- 
rend, den nie ganz verlassenen Thron wieder einnahm. Anders im 
Norden. Hier ist die Tempera das Fremdartige, Eingeführte, 
hier erwartete sie ein Klima, dessen Eigenschaften das Kind 
des Südens nicht wohl vertrug. Die Feuchtigkeit dieser Atmo- 
sphäre machte ein kräftigeres, mehr widerstehendes Mischmittel 
der Farbe nöthig, daher frühzeitig schon Bier, Honig und 
andere Surrogate der Feigenmilch und des Eies versucht wur- 
den. Hatte man die erstere wirklich zur Verfügung, so ver- 
ursachten hier die in dem feinen Harz enthaltenen Säuren 
Gerinnen und Zersetzung. So ist es sehr begreiflich, dass man 
begierig jeden neuen Stoff erprobte und auch dem Oele in 
Deutschland, Flandern, Nordfrankreich und England Aufmerk- 
samkeit zuwandte. Daher die Bemerkung Cenninds, dass die 
Deutschen auf Wand und Tafel in Oelmalerei tüchtig seien. 
Scheint es ja doch, als ob seit urältesten Zeiten her die 
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