Volltext: Heraclius, von den Farben und Künsten der Römer

ÜBER uns ÖLMALEREI. 
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Kaum passender ist die Erklärung , dass Theoph. zu ge- 
ringe Vorsicht bei Bereitung seines Oeles beobachtet habe, und 
dass es deshalb nicht trocknete. Vielmehr that der Meister, 
was er wusste und konnte, konnte jedoch nicht in Anwendung 
bringen, was er nicht wusste: die künstliche Beförderung des 
Trocknenprocesses durch Bleioxyd. Die Sonne half ihm allein 
dabei, deswegen sehen wir in seinem und den nächsten Trac- 
taten immer nur Holztafeln, als transportabel, zur Bemalung 
mit Oel empfohlen. 
Des Oeles ist in den cap. 20, 26-29 gedacht, insoferne 
es zum Abreiben der Farben genommen wurde und zu Grun- 
dirungen dient. Wir hören, wie man Thüren (wohl von Altären) 
roth bestreicht, auf Staniol malt, von der pictura translucitla 
sive aureola. Cap. 21 aber zeigt den Gebrauch des Oeles für 
den Firniss, dessen Anwendung im 10. und n. Jahrhunderte 
zu dem häufig begegnenden Irrthume Anlass gegeben hat, dass 
damals Wirkliche Oelmalerei in Uebung gewesen. Der hier be- 
schriebene Firniss unterscheidet sich gänzlich von unseren, die 
in Spiritus oder Terpentinöl gelöstes Harz sind. Theoph. be- 
reitet ihn bloss aus Mastix und gekochtem Leinöl, welche 
Mischung, meistens auch mit Sandracca an Stelle des Mastix, 
im Mittelalter allgemein als vernix liquida bekannt war. Emeric 
David befindet sich im Irrthum, wenn er behauptet: Theoph. 
habe seine Fresken geI-irnisst;  es stehe das zwar nicht aus- 
drücklich im Texte, sei aber ganz klar, weil der Verfasser 
sagt: man könne seinen Firniss auf jede Art Malerei auftragen. 
Die Stelle (cap. 2x) lautet indessen: „Jede mit diesem Firniss 
überstrichene Malerei wird leuchtend" etc., d. h. doch, jede, 
welche nämlich überhaupt gefirnisst werden kann. Es wäre 
wahrlich etwas Seltsames um geürnisstes Frescol 
Vor Heraclius (III. Buch) hat Niemand über Mischung der 
Farben mit Oel geschrieben als Theophilus. Gleichwohl that 
Leclanche des Guten zuviel, welcher den bescheidenen Mönch, 
dem die Oeltechnik lästig und verdriesslich war, zum wahren 
Erfinder der Oelmalerei an Stelle van Eyck's designirte. (Ueber- 
Setzung des Vasari III, pag. 8.) 
Wenn wir nun nach den Ursachen fragen, welche bewirk- 
ten, dass auch Theoph. wie seine Vorgänger nur in so unter-
	        
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