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EXCURS
Frage ist, 0b dieser Schmuck der Mauern a fresco oder a
tempera oder enkaustisch hergestellt sei; man findet die An-
sichten zusammengestellt in Helbig und Donner: Wandgemälde
der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens in der voraus-
geschickten Abhandlung: Ueber die antiken Wandmalereien in
technischer Beziehung von O. Donner. Leipzig. 1868. pag.
Il-X. Die Meinung des Verfassers geht dahin, dass bei Weitem
die Mehrzahl ganz in fresco gemalt und in tempera bisweilen
vollendet wurden; Enkaustik aber sei niemals anzutreffen. Mit
Donner's Beweisführung ist der Streit wohl entschieden.
Dies glaubte ich anführen zu müssen, um etwaigem Ein-
wurf vorzubauen, dass nach Plinius XXXV. 122 schon Polygnot
und andere frühere Maler die Wachstechnik geübt hätten. lst
dieses nicht zu leugnen, so zeigen nun die Pompejanischen
Wandbilder, dass selbst in der späten römischen Periode noch
durchweg das Fresco vorherrscht, wie auch Apelles, Protogenes
und andere Meister ersten Ranges „sich auf eine Technik nicht
einliessen, die einem freieren, grossartigeren Schaffen doch
immer durch ihr Material lästige Beschränkungen auferlegen
musste". Die Enkaustik jener alten Maler kann somit bei dem
strengen, zeichnenden Styl nichts Gegenbeweisendes haben.
Das Malen auf nassem Kalk war und blieb in der grossen
griechischen, wie für die italienische spätere Kunst das natür-
lich-angemessene Element, eine Sphäre, in der kühne, gewaltige
Erscheinungen kräftig zum Ausdruck kommen konnten, eine
Form, welche behufs der Composition den Geist zu entschie-
dener Thätigkeit nöthigte und also dieser dem Hellenischen
Wesen ohnehin eigenthümlichen Beschaffenheit auf halbem Wege
entgegenkam.
Ich vermag es nicht glaublich zu finden, dass die Alten
niemals sollten daraufgekommen sein, wie Oel sich zu Farben-
mischungen so trefflich eigne. Indem es wahrscheinlich schon
die Aegypter wenigstens als Ueberzüge der Reliefs und Mumien-
bemalungen gebrauchten und das Naphta wohl kannten
(d'Agincourt II, pag. 2), indem, wie Einige meinen, eben als
Reminiscenz der antiken Kunstübung sich die Anwendung von
Oelfirnissen bei den Byzantinern forterhalten, indem ferner der
Fettstoff der Olive in allgemeinem, vielseitigstem Gebrauche