ÜBER
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lichen ist etc., so begierig die Meister des 16. Jahrhunderts
darnach griffen, so geringfügig waren diese Vorzüge dem, der
sie nicht schätzte.
Nebstdem ist übrigens noch Eins zu beachten. Die An-
nahme des Vorhandenseins einer sogenannten Oelmalerei bei
den Griechen ist noch überdies ein Ueber-flüssiges. Als mit
dem Hinsterben des reinen, höchsten Sinnes selbst bei diesem
Volke einerseits niedere Richtungen emporzuwuchern begannen,
andererseits bereits früher, soweit ein gewisses Genre es fordert,
findet sich ja ohnehin auch auf dem technischen Gebiete eine
Neuerung. In der alten besten Epoche überwiegt Bildnerei
in jedem Sinne, sie war die heilige Kunst der archaischen Zeit
gewesen, sie blieb auch nach Befreiung von der priesterlichen
Regelung im alleinigen Besitze sozusagen des Rechtes, Götter-
bilder zu schaffen, die Arbeit des Malers war untergeordnet,
Decoration, Genre, namentlich die Darstellung des menschlichen
Lebens im Gegensatze zu Göttergeschichten. Später dann, nach
allgemeiner Verwirrung dieser organisch schön geordneten Ver-
hältnisse, als mit dem Erlöschen des feinsten Stylgefühles all'
das realistische Wesen: Streben nach Illusion, Erreichung der
Natur u. s. W. Werth erhalten, als die Bedeutung der Malerei
stieg und dieselbe, nicht mehr dem allgemeinen plastischen
Charakter der Hellenischen Kunst edeluntergeben, sondern Nach-
eiferin der Bildnerei geworden da "erfand" dieses Bedürfniss ja
ohnehin ein der neuen Tendenz genügendes materielles Mittel und
setzte die Enkaustik an Stelle der älteren, einfacheren Fresco-
und Temperatechnik. Den Hellenen ist die Enkaustik in genau
gleicher Weise, was uns die Oelmalerei, auch sie wird von
einem realistischen Drang ins Leben gerufen und entsprach
im milden Klima dem Zweck, tiefere Töne mit wohlvermittelten
Uebergängen und grössere Dauerhaftigkeit zu erzielen, ebenso
wie das gleiche Bestreben in unserer Region durch die Oel-
malerei realisirt wurde.
Die Gemälde in Pompeji, Herculanutn und Stabiae sind
theils an, theils in den Häusern auf die Wände gemalt. Ueber
ihre Technik herrscht seit Erscheinen der Pitture antiche
d'Ercolan0 e contorni (1757) grosse Meinungsverschiedenheit,
welche im eigentlichen Verhalte uns hier nicht angeht. Die