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EXCURS
Weichlichen und Reichen auftritt. Echt männliche, kräftigschlichte
und in ihrer Einfachheit grosse Perioden lieben das Fresco,
welches raschen Entschluss, Sicherheit und entschieden ruhiges
Wollen erfordert. Die Werke der Tafel- und Oelmalerei gehören
ihrem Besitzer, jene der Wandmalerei jedem Auge; jene hat einen
privaten Charakter im Geiste des Renaissancestaates, diese ist für
die Gesammtheit, eine volksthümliche Kunstform. Die letzteren
Umstände walten bei den Hellenen. In früheren Tagen schon
waren WandHächen des Tempelnarthex und Hallen mit Ge-
mälden geziert und wir hören von edlen Schöpfungen auf diesem
Gebiete, während Tafeln erst am Abende der griechischen
Herrlichkeit beliebt werden und trotzdem immer untergeordnet
in der selbst untergeordneten Malerkunst verbleiben. Jene älteren
Werke eines Polygnot, Panaetios, in ihrer keuschen, strengen
Fassung, mehr mit Farben leichtgefüllte Umrisszeichluungen als
Gemälde in unserem Sinne, scheinen die Idee der Alten über
diese Kunst wohl zu repräsentiren. Die wunderbare Harmonie
in der geistigenAnlage dieser Menschen, welche eben in d em weisen
Maasse, der göttlichen aatppoafwj der Künste im edelsten Beispiele
erscheint, erkannte das rechte Verhältniss der Malerei zur Plastik
und wusste sie daher rein und selbstständig zu erhalten, indem alle
Rivalität gegen die Schwesterkunst ein nonsens war. Die Zeichnung
und in deren Grenzen eine bloss andeutende Färbung sind die
Mittel der Malerei, alle Kunstgriffe der Täuschung aber: Relief-
wirkung, Modellirung, Licht- und perspectivische Effecte, sollten
nicht geübt werden, als ein ungeheurer Aufwand, der schliess-
lich doch nur Schatten und missglückter Versuch bleibt. Das
schuf des Volkes grosse Wahrheit in allen Dingen, ihre sichere
Fühlung des Richtigen; erst die Tage des Verfalls konnten
auch bei ihnen mit Lüge und Verstössen Wider die Natur
herankommen und die Weintrauben der Zeuxis als Ideal der
Malerkunst hinstellen.
Wenn aber kein Wunsch, kein Bedürfniss waltet, findet
kein Suchen statt. Nur dieser Sachlage kann man zuschreiben,
dass die Alten sich des Oeles zur Malerei nicht in unserem
Sinne- bedienten. So reich dieser Stoff an fördernden Eigen-
schaften zur Erreichung feurigen Colorites, frischen, lebendigen
Farbenglanzes, AbIÖHUHg der Schatten, Bildung des Körper-