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VON
ARBEN UN]
KÜNSTEN
R RÖM
von einem Glas, das sich durch Hammerschläge strecken liesse.
Man hat in neuester Zeit an Email gedacht und diese Ansicht
hat Manches für, Manches aber auch gegen sich. Günstig wäre
der Sprachgebrauch, in welchem jeder glasartige Ucberztlg
(s. oben in den Cap. über Töpferei) vitrum genannt ist; und
auch heute nennen wir umgekehrt wieder z. B. Glasur
Email.
Zudem unterscheidet sich auch die Emailcomposition von
jener der bunten Glasflüsse nur durch solche Eigenschaften, die
dem unkuimdigen der Kunst nicht bemerkbar werden, es konnte
also leicht in der Sprache ein und dasselbe Wort beide Techniken
umfassen und dann zu einem derartigen Märchen Anlass bieten.
Gewichtigere Gründe aber stemmen sich gegen die Annahme,
worunter der hervorragendste der ist, dass ein Künstler unter
Tiberius den Römern ja gar nichts Neues mit dem Email gezeigt
haben Würde, womit die Pointe der Geschichte verloren ginge.
Wie Aegypter, Griechen und Etrusker verarbeiteten sie es bereits
zu kleinen Schmucksachen, aber auch zu Gefässen, was die
prachtvolle Essexvase beweist. Ferner ist es sehr glaublich,
dass, wie in keinem Falle Glas, auch die Emailkruste den Ham-
merschlag nicht vertragen hätte. Muspratt. l. c. Il, 1279 be-
merkt, dass es etwa geschmolzenes Chlorsilbel" gewesen sein
könnte, denn dieses ist fast durchsichtig und mehr oder weni-
ger plastisch. Siehe auch Gessert pag. 7, n. 2.
Wenn in unserem Texte von der Bereitung des Glases
aus PHanzenasche die Rede ist, so scheint offenbar, nach Art
aller dieser alten Vorschriften wieder dasjenige zu erwähnen
vernachlässigt, was sich eben dabei ganz von selbst versteht.
Hier natürlich der Kiessand, die eigentlich verglasbare Materie.
Aus blosser Pfianzenasche lässt sich nimmer Glas gewinnen,
denn die Thongefässe der Rodier, von denen Athenaeus im
Deipnosophisten erzählt, dass sie durch Brennen mit Binsen-
und Myrrhenasche durchsichtig und glasartig wurden, mögen
dadurch doch eben nur eine Glasur erhalten haben. Damit ist
jedoch nicht in Abrede gestellt, dass gewisse Pflanzen zur Glas-
bereitung mitdienen können, jene nämlich, welche wie die
Gräser, Binsen in Folge ihrer Bodennahrung Kieselerde, d. h.
Quarzkrystalle enthalten; nur kann ihr geringer Gehalt an diesem