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VON DEN FARBEN UND Ki
NSTEN DER 123mm
bereits, kannten die Latiner diesen Schmuck, wie es Ausgra-
bungen in Etrurien und auf der Stätte des alten Veji beweisen.
Urälteste Gräber in Afrika enthalten gleichfalls in den soge-
nannten Aggrykörnern diese Glasflüsse, deren Ursprung einige
in Indien oder Aegypten suchen wollen; Anhalt gewährt zum
Theil Herodot, zum Theil Plinius, welcher erzählt, dass die
Bewohner des ersteren farbige Edelsteine in der Form von
Krystallen aus Glas anfertigten. Alexandria, dessen Glasindustrie
im Alterthum den grössten Ruf hatte, Eiberschwemmte den
Markt mit Glasgemmen, von denen es hiess, sie hätten nur
die Dauer und das Wasser der echten nicht. In Alexandria
wirkte wohl eine alte ägyptische Technik nach, welche die
Mumien seit Jahrtausenden mit grünen und blauen Glastiüssen
schmückte. Die Griechen trugen farbige GlasHüsse statt der
Edelsteine in Fingerriiigeii und nannten solche agapzyfrls; zlalfvat
(Boeckh, Corp. inscr. nr. 150).
Als dann die Kunst aus dem Osten nach Rom gekommen
war, entstanden an diesem Orte ebenfalls Werkstätten, wo
bunte Glasgemmen, häufig in betrügerischer Absicht, gegossen
wurden, da Plinius im XXXVII. Buch, I2, bemerkt: neque est
ulla fraus vitae lucrosior. Seneca epist. 90 berichtet: excidit
porro vobis eumdem Democritum invenisse, quemadmodunw
ebur moliretur, quemadmodum decoctus calculus in smaragdum
converteretur, qua hodieque coctura inventi lapides coctiles
colorantur; man verstand also", aus Kiesen smaragdähnliche,
mittelst gewissen Zusätzen aber auch mehrfarbige zu bereiten.
Vergl. auch Plin. XXXVI, 25, 26, 33, 66, 67, 75.
XXXVII, 9, Welcher häufig von gemmis vitreis und factitiis
spricht, Isid. XVI, I5, 27.
Petronius cap. 67 gedenkt falscher Perlen von Glas in
Bohnengrösse, mit welcher Art Schmuck auch nach Trebellius
Pollio, vita Galieni cap. 12, die Gemahlin dieses Kaisers be-
trogen wurde.
Tertullian bedient sich des Vergleiches: Tanti vitrum,
quanti margaritam. Theoph. II. 28 verbindet die Glasgemmen
mit malerischer Kunst, indem er in seinen Glasgemälden auf
Kreuze, Stolen, Bücherdeckel, kurz, wo sonst auf den wirk-
lichen Gegenständen echte Steine aufgesetzt sind, färbige Glas-