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VON DEN FARBEN UND KÜNSTEN DER RÖMER.
römischen Gefässe des 2. und 3. Jahrhunderts, an denen Bron-
gniart unzweifelhafte Beweise von Bleiglasur fand, annehmen,
dass die Poterie des I-Ieraclius solche nicht besitze. Jedenfalls
wusste ihr Verfertiger, auch wenn sie durch die Beschaffenheit
des Glasstaubes hervorgerufen worden wäre, nichts von ihrem
Dasein und Einfluss, denn er schweigt über denselben, während
jene Recepte des III. Buches, weil sie in einer Zeit entstanden,
in der, wie wir hören werden, die Anwendung des Bleies eben
etwas Neues und Epochemachendes war, mit besonderer Betonung
von derselben sprechen und so einen eigenen Gegensatz hiezu
bilden. Merkwürdig ist die Uebereinstimmung unserer Recepte
mit der Schilderung jener Gefässe in Paris bei Brongniart.
Unser Text rühmt ihren hellen Glanz (I, III), Brongniart nennt
sie couvertes cYune glacure tout a fait dirferente par son eclat
vitreux et son epaisseur du lustre des Poteries romaines
rouges
Wie die Lampe (bei Brogniart Fig. 61) vom Kupfer den
grünen Ton hat, so auch zwei Gattungen unserer Gefässe (II, XVIII
und XXI), alle sind dunkelgrün, blaugrün oder gelbgrün, welche
Farbe auch bei I-Ieraclius als die hauptsächlichste erscheint.
Wir finden sie seit alter Zeit auf chinesischen, ägyptischen und
arabischen Gefässen in derselben Weise durch Kupferasche her-
gestellt, die unser Text cupellum nennt; sie ist sehr rein, doch
eine schwache Farbe. Im Zustand des Glühens mit dem Kiesel
des Thones geschmolzen, also als Silicat, ist sie färbefähig. Die
Anwendung des Schwefels für Weiss (II, XIX) ist weniger klar.
Er hat die Eigenschaft in Thon stark einzudringen, Muspratt,
Chemie IV, 1275. Uebrigens findet er sich fast bei allen Glasu-
ren heute in Verbindung mit Blei. Theoph. III, CVI, ist eine
Uebersetzung unseres II, XIX in Prosa mit Hinweisung auf die
Anordnung des metrischen Receptes im Manuscripte des
Heraclius. I-Iendrie gibt in der Note dazu, p. 443, ausführliche
1) Wenn sich in Folge dessen unsere Gefiisse von den Sanmischen be-
deutend unterscheiden, so thut das der ob. Behauptung natürlich keinen
Eintrag. Denn die Glasur, bleihäiltig oder nicht, ist. wahrscheinlich auf orien-
talischen [Cinßuss zurückzuführen, die Fabrikation von "fhongeräth in dieser
Zeit überhaupt aber, die Fortsetzung der altrötnisehen, und in der Kette
der Plntxrickelung das nächste Glied nach jenen Samischen der Römer.