ERLAUTERIJNGEN.
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Brongniart (traite des arts ceram. I, p. 10 u. 304) weiss
von keinem Thongefäss in Europa, das, vor dem 9. Jahrhunderte
entstanden, so feste und undurchdringliche päte hätte wie die
spätere Fayence und kennt nur wenige Beispiele von Verwen-
dung des Bleies und Kupfers zu Glasuren in frühmittelalter-
licher Zeit. Im 9. Jahrhunderte scheinen die Mauren dieselbe
wohlgekannt zu haben, wie Fragmente (Lenormant, Mus.
ceram. pl. XXIX) beweisen; man fand in einem Grabe in der
Abtei Jumieges, 1120 datirt, bleiglasirte Poterie; in Pesaro
wurde nach Passeris Bericht bereits 1100 angefangen, die päte
mit bleihältigem Kalk zu bedecken, ja Brongniart hat sogar an
vier Thongegenständen des 2. und 3. Jahrhunderts, die in der
kaiserlichen Bibliothek bewahrt werden, Kupfer und Blei in der
Glasur entdeckt (II, p. 96 ffj), aber trotz alldem sind das ver-
einzelte Erscheinungen, in denen oft nur der Zufall als Ver-
anlasser erkannt werden muss, da namentlich Blei von Natur
aus so vielen Erden und anderen Stoffen der Töpferwaare bei--
gemischt ist. Im grossen Ganzen hatte man Firnisse ohne Blei-
zusatz, was diese mittelalterliche Technik als Tochter der an-
tiken neuerdings bestätigt. Chaptal (ann. de Chim. tom. LXX,
p. 22) hat in vielfachen Untersuchungen sich überzeugt, dass
der Firniss griechischer und römischer "Fhongefässe der Bei-
mischung des Bleies entbehre. Es scheint somit, dass die Thon-
arbeiten im Heraclius zur grösseren Masse der ohne bleihältige
Glasur bereiteten gehören, das Wort plumbum kommt in diesen
Capiteln des I. und II. Buches, also in dem alten, dem I0. Jahr-
hunderte zuzuschreibenden Theile nicht vor, was allerdings nicht
ausschliesst, dass nicht etwa das römische Glas, welches als
fondant der Glasur angewandt. wurde, an sich bleihältig ge-
wesen sein könnte, wie später das Venezianische (vgl. KWschul.
I, 437) oder das von Schwaz in Tirol, so dass dann mög-
licherweise Bleiglasuren existirt haben können, ehe man es
wusste und beabsichtigte, und der Glasstluss also vielleicht nicht
bloss wegen des Lustre der Farben eingebracht war. Es ist auf
vielen Gebieten ähnlich ergangen und haben solche aus der
Praxis gemachte Erfahrungen häuhg die grössten Fortschritte
veranlasst. Beim Mangel jedweden Beweises stelle ich das ein-
fach als Bemerkung hin und muss trotz der Parallele jener vier
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