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VON DEN FARBEN UND KÜNSTEN DER RÖMER.
Heraclius, gedenkt im VII. cap. der cacabi, welche man in Mauern
und Oefen einfügte, und diese Praxis selber wieder ist eine alt-
römische, die sie gleich aller Cultur von den Besiegten übernahmen.
Hier sehen wir schon die ununterbrochene Fort setzung kera-
mischer Thätigkeit bei Römern, Langobarden und dem IO. Jahrh.
unseres Autors! (Vergl. meine Arbeit über das Memoratoritim im
XVI. Jahrg. der Mitth. der Central-Comm. 1871, pag. 79.)
Von der überreichen und auch stylistisch überfeinerten Weise
der Thongefässbildnerei, welche ehemals die griechisch-römische
und sicilische Industrie hervorgerufen hatte, ist natürlich nichts
in die Techniken und Formenwelt der künftigen Zeiträume
"übergegangen. Nicht die aufs Höchste getriebene Kunst des
Prunkes, sondern die schlichte handwerkliche Production war
es auch hier, welche die Stürme der Völkerwanderung über-
dauerte und, weil sie nach wie vor nur dem naturgemässen
Bedürfnisse des Volkes zu genügen hatte, auch nach der mäch-
tigen Verimderung der Zeitlage wieder Leben, Werth und An-
wendung erhielt. Einfache Gefässe schlichtester Form mit ge-
ringer Ornamention, in der sich Palmette und Maeander
erhalten zeigt, ohne Glasur oder doch nur mit einer opaquen
Glasmasse bestrichen und gebrannt, das waren die Erzeugnisse
der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends, das waren die Kelche,
aus denen die frühen Christengemeinden statt Silber- und Gol-
des ihr Messopfer feierten. Wir begegnen in den Fabrikaten
der süditalienischen Hausindustrie beim Landvolke Apuliens,
Calabriens und in der Campagna heute noch solche Hydrien
und Tropfgefässe, selbst mit schwarzen Figuren auf rothem
Grunde. (S. den Aufsatz von Fr. Lippmann in den Mitth. des
österr. Museums, April r87l.) Hat sich nun in der conservi-
renden Atmosphäre des Volkslebens die antike Technik selbst
bis auf unsere Tage erhalten, so mag im I0. Jahrhunderte wohl
auch an andern Orten als in versteckten Bergthälern die Tradition
frisch gelebt haben. Des Heraclius Nachricht bestätigt somit die
Meinung des alten Passeri in seiner Istoria delle Pitttlre in
Majolica, Venezia 1752, welcher behauptet, es seien auch nach
dem Fall des Reiches in den Städten fortwährend Thonarbeiten
gewöhnlicher Art gefertigt worden,
logien zahlreiche Bekräftigungen.
und
wir
Enden
durch Ana-