ERLÄUTERUNGEN.
109
lichen Reiche ein und schmücken mit den bunten, glasirten
Fliesen und Ziegeln ihre Bauwerke. Zugleich fertigten die mau-
rischen Töpfer Platten und Schüsseln in reicher Bemalung, so-
wie auch, namentlich in den ersten Jahrhunderten, mit schlich-
tem, undurchsichtig weissem Email, oder ohne Glasur mit
eingeritztem Ornament. Diese Arbeiten erbeuteten die Italiener
auf ihren Kriegsfahrten gegen die maurischen Piraten des
Mittelmeeres und brachten sie in der Vaterstadt als Tropäen
an den Mauern der Kirchen an, wie das namentlich nach der
Einnahme Majorcas durch die Pisaner der Fall war, 1115.
Hier blieben die farbigen Thonplatten aber noch Jahrhunderte
lang Gegenstände des Anstaunens allein, ehe im 14. Nach-
ahmungen versucht wurden. (Siehe hierüber Ausführliches bei
J. Marryat, a history of pottery and porcelain, mediaeval and
modern. 2. ed. London 1857, p. 10-115.) Vor dem Auftreten
dieser Einwirkung der Majorca-Beute, Majolica, deren Einfluss
zugleich durch die Erzeugnisse unterstützt wurde, welche eine
Colonie aus Spanien vertriebener Mauren in den päpstlichen
Gebieten fertigte, lassen die Geschichtsbücher der italienischen
Thonindustrie eine Lücke, eine unausgefüllte Frist, Welche man
sich in der Weise denkt, wie Vasari etwa zwischen der Antike
und seinem Cimabue sich ein leeres Chaos vorstellte. Die An-
gaben im Heracl. aber liefern einiges Material auch für diese
dunkle Periode. Er erzählt uns im 10. Jahrhunderte von einer
Töpferei, die offenbar nicht damals erfunden, sondern auch
bereits älter gewesen sein muss, die aber keineswegs den Lango-
barden, dem vorher in Italien herrschenden Volke, ureigenthüm-
lich war, da gertnanische Thongefässe ohne Glasur, bloss mit
Stein geglättet sind, und jene in-ein Land eintraten, wo sie
auch Thonarbeiten schon vorfanden. Es war eine gewisse Thä-
tigkeit auch auf diesem Gebiete aus den bewegten Zeitläufen
herübergerettet worden und auf dieser beruht zum Theil,
was I-Ieraclius von dem Gegenstande Weiss.
Eben die erwähnten Langobarden bieten uns ja in ihrer
Kunsttechnik einen nützlichen Anhalt, um zu zeigen, dass auch
ihnen eine ältere italische Töpferkunst wie dem I-Ieraclius
überliefert wurde. Ihr Memoratorium de mercedibus Coma-
cinorum, das etwa zwei Jahrhunderte bereits älter ist als