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VON DEN FARBEN UND KÜNSTEN DER RÖMER.
sprechen hier also nur von Miniaturmalerfarben, welche unmittel-
bar durch Ausquetschen aus den Blüthen oder Blättern der Feld-
kräuter gewonnen werden. Ich glaube nicht, dass man noch andere
Pflanzen ausser den folgenden in den alten Vorschriften auffinden
wird,diejenigen aber, welche h e u tzutage zu diesen und ähnlichen
Zwecken dienen, sind u. a. verzeichnet in K. Gräbner, wahres er-
öffnetes Geheimniss derZubereitung verschiedener Glasuren etc. Mit
Angabe aller Pflanzen, aus welchen Farbstoffe gezogen werden
können etc. Quedlinburg und Leipzig 1837, auch KWschul II. 20 5 tf.
a) Rothe Farbe. Für die Bereitung dieses Tones sind nur
wenig Pflanzen verwendet gewesen. Nebst Johanniskraut
(Hypericon quadrangulare) und Sonnenthau (Drosera rotundifolia)
kenne ich nur drei, welche heute zu mannigfachen Färbungen
dienen, ohne dass ich aber ihre Verwendung in der Bücher-
malerei der Alten nachweisen könnte. Es ist der Klatschmohn
Papaver rhoeas), die Gichtrose (iPaeonia otficinalis) und der Safflor
(Carthamus tinctorius); aus den Blättern des letzteren gewinnt
man das Carthamin, einen rosenrothen Färbestoff. Die rothen
(Farbstoffe der Miniaturen waren dagegen Drachenblut, Lacke,
Zinnober und Minium. (Cenn. 40, 41, 43, 44). Merr. CLXX bi,
CLXXXVI, Eastl. l. 448 ff, Wattenbach p. 197 etc.)
b) Besseres vermögen wir über blaue Farbe anzugeben.
Hieher gehört der Saft der Kornblume (Centaurea cyanus),
fleur de bles, blue bottle, ciano delle biade, flore di Zaccaria,
Welche im Texte wohl stillschweigend verstanden ist, wo von
Blumen, die in Saatfeldern aufspriessen, die Rede ist, und wenn
340 der Recepte des Le Begue, Welches im Uebrigen eine treue
Uebersetzung unserer Hexameter gibt, hinzusetztt „et assemblez
diverses fleurs de bles et dautres herbes"; die Kornblume wird
auch in denselben Recepten 314 und C. de Massoul's Treatise
on the Art of Painting, London 1797, p. 186 unter den Ma-
terien, welche ein Blau zu Miniaturen liefern, angeführt.
Eine unbekannte Pflanze, in der Tab. syn. 17 und 29 Scalda
bassa gen., gibt in ihrem Saft, si pistetur et exprilnatur, eine
Farbe, die mit Gelb gemischt ein schönes Grün wird, also
gleichfalls Blau. Ist der Name eine Verunstaltung des classischen
Caltha? (S. sg. unter Wau.) Nicht minder dunkel ist die
Bedeutung eines anderen Namens. Tab. syn. 30 heisst- es: