ERLÄUTERUNGE N.
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ich nehme die Sache aufs Ernstlichste. Hier also: er gräbt
den Lernenden die Kunst, die Liebe zur Kunst, tief ein, er
wandelt sie in ihr Fleisch und Blut, nach deutscher Redeweise.
II. Excurs über die Verwendung frischer Pjlangelzsäfte
in der nzittelalterliclzen Miniaturmalerei. Wie der Verfasser es
selber anzeigt, handelt dieser Absatz von der Bereitung der
Miniaturmalerfarben. Nur diese werden zum grössten Theil
mit Vegetabilien bereitet, während bei den übrigen Techniken,
in der Secco- und Tafelrnalerei die Pflanzenfarben selten, im
Fresco nie Anwendung finden (I-Ieracl. III. XXXVII. indess
nennt ein Grün aus Malven), erst in neueren Praktiken pflegt
man den Intonaco des Fresco aus Mischungen zu bereiten,
welche ebenfalls vegetabilische Farben gestatten. Die Secreti
des Fra Fortunato (18.Jh.) bedienen sich hiezu des Schneider-
gypses, heute nehmen einige Portlandcement und Gyps. Bei
Heracl. aber haben wir es nur mit Büchermalerei zu thun.
Im Buche sind diese unhaltbarsten Pigmente am meisten vor
der Luft geschützt, daher ihre Anwendung. Ein kleiner Excurs
über die hiezu gebrauchten Pflanzen wird nicht unnütz sein,
da dieselben sich nirgends zusammengestellt finden, und ist
ferner als Ergänzung des Textes gerechtfertigt, welcher selbst
keine einzige dieser Blumenfarben bei Namen anführt. Unter
hierhergehörigen verstehen wir aber nicht alle Pflanzenfarben
überhaupt, denn der Text hat offenbar nur solche Farbberei-
tungen im Auge, die völlig einfach, bloss durch Ausquetschung
des Saftes aus Blüthe und Blättern bewerkstelligt werden. Andere
Pflanzenpigmente aber, welche durch Pressen der Beeren, der
Rinde, Wurzeln und auf dem Wege der Destillirung oder Ab-
kochung dieser Theile gewonnen werden, kommen uns nicht in
Betracht, also z. B. die Krappröthe (von Rubia tinctoria), das
Roth des Brasil oder sogenannten Rothholzes (von CEICSHlPIDH
Sappan), jenes der Lakmusllechte (Rocella tinctoria), von Tour-
nesol (dem Folium des Mittelalters), das Gelb des Bocksdorn,
Blau des Waid, dann andere Farben von Galbanum, Geisblatt,
Rhamnus Infectorius, Safran etc. etc. Macht doch unser Text
selbst eine Ausnahme mit dem Epheu und widmet der Gewin-
nung des Lackes aus seinem Safte eine besondere Besprechung,
weil der Vorgang doch schon ein wenig umständlicher ist. Wir
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