dabei der Unzahl anderer Bilder von ihm Erwähnung zu ma-
chen, die über ganz Italien verbreitet sind, und durchgehends
herrliche Schönheiten athmen.
Fab.
Allerdings
habe
ich
Rom
und
anderswo
viele
Schöpfungen Rafaels gesehen, die unstreitig wahre Wunder sind,
und die, was Erfindung betrifft, jene des Michel Angelo er-
reichen, vielleicht auch übertreffen. Aber hinsichtlich der Zeich-
nung, wie könnt Ihr ihn da mit Letzterem vergleichen?
Aret. Immer werde ich Euch, Fabrini, wie bisher Euere
Meinung lassen, und das umsomehr, als ich ohnehin nichts
daran ändern kann. Denn nicht Alle sind durch Vernunftgründe
zu überzeugen: theils aus Eigensinn, theils aus Unwissenheit
und
theils
EIUS
Aifectation.
Ihr
selbst
seid
V01]
beiden
ersteren
Eigenschaften frei;
verzeihlich ist, die
steckt Euch an, die allerdings
schon einmal citirte:
nur die dritte
aber, wie ich
"Gar
oft lässt falsch seh'n selbst gesunde Augen."
(Spesso occhio ben san fa veder torto.)
In Betreff der Zeichnung, welche den zweiten Factor bildet,
muss man den Menschen, laut dem Vorhergehenden, angekleidet
und nackt, in Betracht ziehen. Was die nackte Gestalt anbe-
langt, so gestehe ich, dass Michel Angela's Kunst an das Wun-
derbare und Uebcrmenschliche streift. Noch nie hat ihn Jemand
übertroffen; Wohlverstanden aber nur in einer Richtung: in
jener nämlich, eine stark muskulöse und inarkirte Nudität, reich
an Kürzungen und ungemein kühnen Wendungen, welche die
ganze Schwierigkeit der Technik im Detail zeigen, darzustellen.
Jeder Körpertheil, und dann wieder Alle als Ganzes zusammen-
genommen, sind so verzüglich gemacht, dass ich zu sagen
wage: man könne etwas Herrlicheres und Vollendeteres über-
haupt nicht leisten, ja nicht einmal sich denken. Im übrigen
aber steht er nicht blos tief unter sich selbst, sondern tiefer
als Andere; denn er kann nicht oder will nicht die Un-
terschiede an
Quelleuschriften
Alter und Geschlecht
f. Kunstgeschichte etc. ll.
berücksichtigen,
6
die
wir