Volltext: Aretino oder Dialog über Malerei

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göttlicher 
Dinge 
erheben? 
Man 
sehe 
immerhin 
dern Michel An- 
gelo: 
Dank 
seiner 
grossen 
Kunst, 
nach, 
was 
111311 
bei 
keinem 
Anderen nachsehen 
würde; 
doch 
ebenso sei 
11115 
erlaubt, 
die 
Wahrheit 
auszusprechen. 
Ist 
ES 
aber nicht 
erlaubt, 
dann 
Wollte 
ich 
nicht 
einmal, 
dass 
ich 
SO 
viel 
gesagt 
hätte, 
obwohl 
ich 
C5 
keineswegs 
llITl 
ZU 
verletzen, 
oder 
um 
mit 
höherem Wissen 
ZU 
prunken, sagte. 
Fab. Gesunde Augen, 
Herr, 
mein 
werden 
durch 
den 
blick 
natürlicher 
Dinge 
weder 
corrumpirt, 
noch 
alterirt; 
wäh- 
rend 
ungesunde 
SO 
wie 
SO 
nicht Das 
und 
nicht Jenes 
mit 
rich- 
tigem 
Sinne 
betrachten. 
Auch 
könntet 
Ihr 
Euch 
wohl 
denken, 
dass, 
wenn 
SO 
Etwas 
Wirklichkeit 
derart 
verderblich 
wäre, 
man 
durchaus 
nicht 
bestehen 
liesse. 
Da 
Ihr 
aber 
[lllfl 
alle 
Dinge mit der Strenge eines Socrates prüft, sagt mir doch, ob 
Ihr wirklich glaubt, dass Rafael viel keuschen Sinn an den 
Tag gelegt habe, als er jene Männer und Frauen auf Papier 
zeichnete, und durch Mard Anton i) in Kupfer stechen liess, 
die sich auf lascive, ja geradezu obscöne Weise umarmt halten? 
Aret. 
Darauf 
könnte 
ich 
Euch 
erwiedern, 
dass 
nicht Ra- 
fael, 
sondern 
Giulio 
Romano, 
sein 
Schüler 
und Nachfolger, 
der 
Schöpfer davon war. Aber auch angenommen, dass Rafael selbst 
sie Alle, oder doch zum Theile gezeichnet hätte  wenigstens 
hat 
sie 
nicht 
an 
öffentlichen 
Plätzen, 
noch 
Kirchen 
ElLlS- 
gestellt. Sie fielen in die Hände des Marc' Antonio, welcher sie, 
um _Geschäfte damit zu machen, für Baiern in Kupfer stach, 
und welcher ob seiner Kühnheit, wenn ich mich nicht dazwi- 
sehen 
gelegt 
hätte, 
VOH 
Papst 
Leo 
mit 
Recht 
gestraft 
WOI" 
den 
wäfe2)' 
1) Marc Antonio Raimondi, Kupferstecher und Maler, geboren um 
1475, starb im Aug. 1534, wie dies aus einer Stelle in P. Aretinds "Cor- 
tigiana, comedia" gedruckt Venedig 1534 hervorgeht. (Vas. IX. p. 265. n. 2.) 
Nach Venedig kam Marc Anton im J. 1506. 
2) Passavant Rafael, I. p. 580 berichtet über diese "Liebschaften der 
Götter" (Bartsch P. G. 231) folgendes: "Nach Vasari besteht die ganze Rei-
	        
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