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Richtungen
geschehen :
indem
man
ihn
stark
an
Muskeln
oder
mehr
ZEIITCI"
Natur
darstellt ,
welche
Zartheit
man
bei
Malern
Weichheit nennt. Auch hier ist es angezeigt, dieselbe Ange-
messenheit zu beobachten, die bei der Erfindung empfohlen
worden ist. Gedenkt nämlich der Maler einen Samson vorzu-
führen,
SO
darf
ihm
nicht
das
Zarte
und
Sanfte
eines
nymed verleihen; sowie er bei Darstellung eines Ganymed, dem-
selben nicht die Nerven und die Kraft eines Samsön zu erthei-
len hat. Malt er ein Kind, so muss er ihm aus gleichem
Grunde Kindergliedmassen geben, sowie er einen Greis nicht
einem Jünglinge ähnlich, einen Jüngling nicht einem kleinen
Kinde gleichsehend machen darf. Das Nämliche gilt auch be-
züglich der Frauen, bei welchen man ebenfalls die verschiede-
nen Altersstufen unterscheiden, und die jeder Einzelnen zukom-
menden Eigenthümlichkeiten berücksichtigen muss. Und nicht
blos durch die Eigenart verschiedener Figuren wird der Un-
terschied in der Gestaltung bedingt; denn auch eine und die-
selbe Person pHegt gewöhnlich, je nach Umständen, sich anders
zu geben. So muss man Cäsar anders als Consul, und anders
als Feldherr oder Kaiser darstellen; so gut wie der Maler, der
Herkules zu malen hat, sich denselben anders im Kampfe mit
Antaeus, anders wenn er den Atlas trägt, anders wenn er Deja-
nira liebkost, und anders endlich, wenn er seinen Hylas auf-
suchen geht, denkt; und doch sollen alle diese Handlungen, alle
diese Stellungen immer den angemessenen Charakter des Herkules
und
des Cäsar
an sich
tragen.
Sogar
bei
einem
und
demselben
Körper soll man wohl bestrebt sein, consequent zu bleiben, damit
nicht vielleicht ein Körpertheil Heischig, der andere mager, ein
Körpertheil muskulös, der andere zart ausfalle. Auch ist nicht zu
übersehen, dass, wenn eine Figur als in einer Action begriffen
dargestellt wird, die irgendwie
dass sie eine Last trage oder
mit Mühe verbunden ist, sei es
einen Arm oder einen anderen
Theil
des
Körpers
bewege,
eben
jenem
Theile,
der
durch