Volltext: Aretino oder Dialog über Malerei

die Zeichnung selbst. Es muss somit 
nicht blos die Natur nachzuahmen, 
der Maler bestrebt 
sondern dieselbe 
sein, 
auch 
theilweise zu übertreffen. Ich sagte theilweise zu übertreffen, 
denn im Uebrigen ist es schon ein Wunder, wenn es gelingt, 
sie auch nur annäherungsweise nachzuahmen. Der Sinn meines 
Satzes geht dahin, dass man mittelst der Kunst in einem ein- 
zelnen Körper all" die Vollkommenheiten der Schönheit zu ver- 
einigen wisse, welche sonst die Natur unter Tausenden von 
Körpern zu vertheilen pflegt. Denn es gibt keine einzelne Men- 
schengestalt von so vollendeter Schönheit, dass sie alles Schöne 
in sich vereinige. Wir haben daher das Beispiel des Zeuxis, 
welcher, da er Helene im Tempel des Krotoniates zu malen 
hatte, sich fünf ganz nackte Mädchen aussuchte, und indem er 
von dem einen die schönen Partien abnahm, die dem anderen 
zu einer solchen Vollendung brachte, dass 
bis auf laeute sich erhielt; was ausserdern 
fehlten, seine Helene 
der Ruf davon noch 
auch 
allen 
Jenen 
ZUT 
Lehre 
dienen 
kann, 
welche 
SO 
verwegen 
der ihnen sich 
aber die Maler 
ihre Werke nach 
schaHen. Wollen 
sind, alle 
Praxis zu 
eben 
ohne 
darbietenden 
grosse Mühe 
Modell eines 
das vollendete 
schönen Weibes 
finden, 
so brauchen 
sie nur die Strophen zu lesen, in welchen Ariost die Reize der 
Fee Alcina so wunderbar beschreibt; sie werden gleichzeitig 
erfahren, wie die guten Dichter 
diese Strophen, die ich immer 
meines Gedächtnisses aufbewahrt 
auch gute Maler sind. Hier 
als Juwele im Schatzkasten 
habe: 
„So schöne Formen hatte sie, wie gleiche  
Mitunter tüchfge Maler nur erfunden; 
Das lange Haar, das volle, wollenreiche, 
War blond, wie Hüsäges Gold, und leicht gewunden, 
Und auf der Wange lag der Hauch, der leichte, 
Von Roseuschein mit Lilicnweiss verbunden; 
Elfenbein, 
Schönhcitsli 
Die Stirne aber w'a1' wie 
Und hielt das Maass der
	        
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