übrigens auch ein Factor der Zeichnung ist. Es genügt hier
festzustellen, dass der Maler keine der Eigenthümlichkeiten der
Erfindung vernachlässigen, noch überrnässigviel Gestalten auf'-
nehmen, vielmehr bedenken soll, dass er selbe dem Auge des
Beschauers vorzuführen hat, der durch allzugrosse Massen ver-
Wirrt, sich leicht verstimmen lässt. Auch verstösst es gegen alle
Naturgemässheit, dass sich in einem und demselben Augen-
blicke so viele Dinge vor ihn hinstellen.
Fab. In gleicher Weise verlangen die Sachverständigen,
dass man den Poemen, besonders aber den Tragödien und
zwar aus
zu gross,
Comödien, nur eine mässige Länge verleihe; und z"
dem Grunde, weil ein belebter Gegenstand, wenn z
lästig, wenn zu klein, geringschätzig erscheint.
Aret. Obwohl nun der Maler hiermit an diese
Gesetze
der Anordnung und der Angemessenheit gebunden ward, so
soll nicht gesagt sein, dass der Maler, so gut wie der Dichter,
nicht manchmal diese enge Grenze überschreiten dürfe jedoch
niemals in dem Maasse, dass er dabei in gewisse Fehler ver-
falle; denn es passt nun einmal nicht, dass man Trotziges und
Liebenswürdiges, Grausames und Sanftes, wie Schlangen und
Vögel, Tiger und Lamm miteinander verbinde. Und nun gehe
ich auf die Zeichnung über. Die Zeichnung ist, wie ich schon
bemerkte, jene" Form, welche der Maler den von ihm nachge-
bildeten Gegenständen gibt, was wieder genau gesprochen aus
einer Folge von verschiedenartig gezogenen Linien besteht,
welche die Gestalten bilden. Das ist es, worauf der Maler vor
Allem absolut sein ganzes Studium, seine ganze Aufmerksam-
keit und seine ganze Arbeit verlegen soll; weil eine schlechte
Zeichnung das Lob, das sonst die schönste Erfindung verdienen
würde, vernichtet. Es reicht durchaus nicht hin, dass ein Maler
eine geniale Ertindungsgabe besitze, wenn er nicht zugleich
auch ein vortrefflicher Zeichner ist; denn die Erfindung mani-
festirt
sich
HUF
durch
die
äussere
Form,
und
diese
ist
eben