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ohne
Grund
einen
Theil
der
Zuschauer
abgeben.
Denn
ES
ist
durchaus
nicht
wahrscheinlich ,
dass
sie
sich
alle
gerade
selben Zeit dort eingefunden haben sollten, und haben sie
ausserdem mit der Geschichte gar nichts zu schaffen. Tizian
hingegen hat die Angemessenheit wunderbar und mustergiltig
bei
dem
Bilde
beobachtet ,
welchem
derselbe
Friedrich
sich
vor dem Papste beugt
küsst. Tizian bildete
und demüthigt, indem er ihm den Fuss
dort mit richtigem Verständnisse den
Bembo, den
zusehen, ab.
Navager und
Denn obwohl
den Sanazaro 1), wie sie dem
diese geschichtliche Thatsache
Acte
viele
Jahre
vorher
stattfand,
sind
die
beiden Ersten in Venedig,
ihrer
Heimatstadt,
erdacht
worden;
und
W35
den
Dritten
anbelangt,
so liegt es nicht ausser aller Wahrscheinlichkeit, dass er sich
dabei befunden habe. Nebstbei ist es nichts besonders Unge-
höriges, dass einer der grössten Maler der Welt in seinen
Werken die Erinnerung und die Bildnisse der drei ersten Dich-
ter
und
Gelehrten
UHSCYCI"
Zeit
aufbewahre,
VOH
denen
zwei
venetianische
Edelleute
waren ,
und
der
Andere
eine
solche
1) Andrea Navagero, geb. 14.83, gest. 1528 in Blois, als Gesandter
Venedigs am Hofe Franz 1., ein thätiges Mitglied der Aldinischen Academie
in Venedig. setzte die Geschichte Venedigs fort, Welche Sabellico un-
vollendet gelassen hatte, verbrannte sie aber mit anderen seiner Schriften
vor seinem Tode. Die Brustbilder A. Navagercfs und Sannazards malte Rafael
für Agost. Beazzano auf Einem Bilde einander gegenüber für ihren gemeinsamen
Freund P. Bembo. In dem Hause des P. Bembo in Padua fand es der
Anonymus des Morelli (p. I8). Jacopo Sanazzaro, Mitglied der Neapol.
Academie, geb. 1458, lebte unter Leo X. in Rom und verfasste daselbst sein
Gedicht: de partu virginis. Er starb zu Neapel. Das nachfolgende von Dolce
übersetzte Gedicht ist ein Epigramm Sanazzards. Der Anonymus des Morelli
fand in eben demselben Hause des Pietro Bembo ein Porträt Sanazzarcfs vor.
Eine Copie des Porträtes, vielleicht Seb. del Piombo, datirt von 151g, als
in der Sammlung des C. Lancelotti belindlicb wird von Passavant (Rafael
ll. 433) erwähnt. Im J. 1552 erschienen bei G. Giolito de" Ferrari „Le
Rime di M. Jacopo Sanazzaro nuovamente corrette e reviste per M. Lodovico
Dolce."