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Göttinnen
das Urtheil
über
ihre
Schönheit
einem Schäfer
über-
lassen
haben.
Doch hab' ich hier im Allgemeinen nicht die Menge, wohl
aber einige bevorzugte Talente vor Augen, welche nachdem sie
ihren Geist durch die Literatur und die Praxis geschärft, mit
Verlässlichkeit
über
verschiedene
Dinge,
VOI'
Allem
aber
über
Malerei urtheilen können,
Irrthürnern unterworfenen
die vom Auge, dem am wenigsten
Instrumente, abhängig ist, und die
der
Natur
im
Nachbilden
der
Gegenstände,
die
wir
immer
VOf
UIlS
haben,
nahe
kommt.
Bedenkt,
dass Aristoteles
über
Poesie
schrieb
und
kein Poet
schrieb auch
über Rhetorik
und
war
kein Rhetor;
nicht
minder
schrieb
Ihr
mir
einwen-
den
könntet ,
dass
möglicherweise
jene
Dinge
gelernt,
aber
nicht
ausgeübt
habe)
über Thiere
und
andere Sachen,
die nicht
Zll
seinem
Wirkungskreise
gehörten.
Ebenso
schrieb
Plinius
Abhandlungen
über
Edelsteine,
Statuen
und
Malerei,
und
war
doch
kein
Steinschneicler,
kein
Bildhauer,
kein
Maler.
Aller-
dings
leugne
ich
nicht ,
dass
der
Maler
VOD
gewissen
Details
Kenntniss
haben
dürfte,
die
Jemand,
der
kein
Maler
ist,
kaum
erfassen wird; aber so wichtig dieselben auch für das Schaffen
sein mögen, so unwichtig _werden sie zum Abgeben eines gesun-
den Urtheiles erscheinen. Ich glaube durch diese wenigen Worte
hinlänglich nachgewiesen zu haben, dass
stand, der Fähigkeit mit Erfahrung in
Jedermann von
sich vereinigt,
Ver-
über
Malerei
urtheilen
könne;
besonders
wenn
siuch
mit
der
tike
und
den
Bildern
guter
Meister
vertraut
gemacht
hat:
weil
ihm dann bei einer gewissen Vorstellung des Vollkommenen,
die er sich im Geiste eingeprägt haben mag, ein Leichtes sein
muss zu urtheilen, inwieweit die vorliegenden Werke jener
Vorstellung nahe kommen oder nicht.
Fab. Bis hieher erkläre ich mich
für
befriedigt.
Fahrt
HUT
fort
über
die
Würde
der
Malerei
ZLl
sprechen;
denn
CS