Volltext: Aretino oder Dialog über Malerei

ohnehin 
bedeutende Männer 
den 
Maler 
einen 
Dichter, 
stummen 
und 
den 
Dichter 
einen 
Maler, 
der 
da 
SPFiChtv 
nannten. 
Aret. 
Obwohl 
der 
Maler 
Dinge, 
welche , 
wie 
beispiels- 
Weise 
die 
Schn eekälte , 
HUT 
durch 
den 
Contact 
sich 
fühlbar 
machen, oderauch solche, die blos dem Geschmacke, wie die 
Süssigkeit des Honigs, zugänglich sind, nicht malen kann, so 
vermag er dennoch Gedanken und Empfindungen darzustellen. 
Fab. Ganz richtig, lieber Herr Pietro, weil letztere sich 
durch gewisse äussere Bewegungen zu erkennen geben. Geschieht 
es doch oft, dass durch das Zusammenziehen der Augenbrauen, 
durch 
das 
Runzeln 
der 
Stirne 
oder 
durch 
andere 
Zeichen, 
die 
innern 
Geheimnisse 
sich 
SO 
deutlich 
verrath en , 
dass 
oft 
die 
"Fenster" 
des 
Sokrates 
kaum 
nöthi g 
sind. 
Aret. 
So 
ist 
auch. 
D'rum 
kommt 
bei 
Petrarca 
der 
Vers 
VOFI 
"Und auf der 
das 
man 
liest 
Stirne 
Herz. 
spesso 
fronte 
cor si 
leggß) 
Doch sind es ganz besonders die Augen, welche als Fenster 
der Seele gelten dürfen, und in ihnen kann der Maler ganz 
entsprechend jede Leidenschaft, die Lustigkeit, den Schmerz, 
den Zorn, die Furcht, die Hoffnungrund die Sehnsucht aus- 
drücken. Das Alles ist geeignet, auf den Beschauer zu wirken. 
Fab. Ich setze noch hinzu, dass, obwohl Maler stumme 
Dichter genannt werden, und die Malerei ebenfalls 
gilt, dennoch die Figuren eines Gemäldes, je nach 
für stumm 
deren Auf- 
fassung, 
ZU 
reden , 
ZU 
schreien , 
ZLI 
weinen 
und 
Zll 
lachen 
scheinen, und auch sonst ähnliche Wirkungen hervorbringen. 
Aret. Das scheint allerdings, und dennoch thun sie nichts 
VOIl 
dem: 
was 
sie 
ZU 
machen 
scheinen. 
Fab. 
Hierüber" 
könnte 
man 
den 
vortrefflichen 
Musiker 
Silvestro 1), 
des 
Dogen 
Virtuos, 
um 
seine 
Ansicht 
befragen. 
Er 
'1) Ueber diesen  
mir der gelehrte Kenner 
,eccelente Musico e suonatore" Silvestro theilte 
der Geschichte der Musik Herr Prof. Dr. Ambroä
	        
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