wieder hergestellt, diesen frug, [wer wohl der freche Nichts-
könner gewesen sei, der jene Gestalten so verunziert hätte? Er
wusste nämlich nicht, dass Bastiano selbst es war, der jene
Theile restaurirte, und sah nur den argen Unterschied zwischen
den einen und andern Köpfen. Doch gehen wir über solche
Ungleichheiten, die nicht sehr wichtig sind, hinweg, und kommen
wir zur Malerei selbst.
Aret.
Ich
hatte dasselbe
bereits
von Anderen vernommen.
Fab.
Erklärt mir
was Malerei eigentlich
also vor Allem,
sei.
Aret. Ich will es thun, obwohl das eine leichte, und aller
Welt bekannte Sache ist. Ich behaupte daher in Kürze, dass
Malerei nichts Anderes, als Nachahmung der Naturl) ist, und
dass Jener, welcher sich ihr in seinen Werken am meisten
nähert, auch der vorzüglichste Meister sei. Da aber diese Defi-
nition etwas enge und mangelhaft erscheint, weil sie zwischen
Maler und Dichter, der doch auch eine solche Nachahmung
anstrebt, nicht unterscheidet, so füge ich hinzu, dass der Maler
durch Linien und Farben, sei es auf Holz, Mauerwerk oder
Leinwand, Alles nachzuahmen sucht, was sich dem Auge dar-
stellt: während der Dichteridurch Worte nicht blos das, son-
dern auch Alles
differiren daher
nachahmt, was sich dem GeiAste offenbart.
in diesem Punkte, berühren sich aber in
Beide
ande-
1'811
SO
sehr,
dass
[T1211]
sie
fast
Brüder
nennen
kann.
Fab. Diese Definirung ist
minder der Vergleich zwischen
fassbar
Dichter
und
und
eigen ,
Maler;
wie nicht
nachdem
1) Mit dem Satze, dass die Malerei nichts anderes sei, als Nachahmung
der Natur, sagt Aretino nichts Neues, er spricht nur das aus, was fast alle
Künstler und Schriftstellef der Renaissancezeit dachten, und was sie in den
Schriften jener Alten, die sie mit Vorliebe lasen, bestätigt fanden. Xenoph.
Apom. 3, Longin de subl. 19. Quint. IX. 2.
Lionardo da Vinci. „Quella pittura e pur laudabile, che ha piü con-
formitä colle cose naturali." Trattato della Pittura 272. Ebenso Leon B. zälberti,
Vasari