Volltext: Aretino oder Dialog über Malerei

er in die Zahl der von ihm citirten hervorragenden Maler auch 
die beiden Dossi l) aus Ferrara einbezog, von welchen der Eine 
einige Zeit hier in Venedig, um mit Tizian, der Andere in 
Rom, um mit Rafael zu malen, yerweilte; wobei indessen 
Beide sich im Gegentheile eine so grobkörnige Manier ange- 
wöhnten, dass sie wahrhaftig der Federeines so grossen Dich- 
ters unwürdig sind. Dieser Fehler wäre immerhin noch erträg- 
lich, da man glauben könnte, dass die Vaterlandsliebe ihn ge- 
blendet habe; wenn er nur nicht in einen noch grösseren 
dadurch verfallen wäre, dass er Bastiano 2) mit Rafael und 
Questi, che noi veggiam pittori, e quelli. 
Che giä mille, e mill" anni in pregio furo, 
Le cose, che son state,vco i pennelli 
Fatt" hanno, altri su Passe, altri su'l muro; 
Non perö udiste antichi, nä novelli 
Vedeste mai, dipingere il futuro; 
E pur si son istorie anco trovate, 
Che son dipinte, innanzi che sien state. 
Mit Ariosto hat sich L. Dolce viel beschäftigt. Er gab zweimal Ariosto 
heraus und zwar: "Orlando furioso di Messer Lodovico Ariosto con la giunta 
novissamente stampato e corretto. Venezia, 1535. Dazu die "Apologia di M. 
Lodovico Dolce contra i detrattori dell" Autore." Venezia 1535. 
„L'Or1ando furioso novissimamente alle sua integritä ridotto."  
Avvi in üne una breve Esposizione di tutti i vocaboli e luoghi diflicili ec., 
raccolte da M. Lodovico Dolce. Venezia. Giolito. 1542. 40.  Ausserdem 
existiren noch Beiträge Dolce's zum näheren Verständniss des Ariosto in Vere 
sen und Prosa aus den Jahren 1551, 1566 und 1568. 
1) Es lebten um diese Zeit drei D0ssi's, und zwar der berühmtere unter 
ihnen Dosso Dossi, geb. zu Dosso bei Ferrara 14.74, gest. 1560, sein min- 
der bedeutender Bruder Giovanni Batista und ein dritter, Evangelista. Die 
beiden Brüder Dosso Dossi und Giovanni Dossi laielten sich fünf Jahre in 
Venedig auf. 
3) Sebastiano Luciano, genannt del Piombo, Venetus, wie er sich 
auf Bildern nennt, geb. 1485, starb zu Rom 1547. Heutzutage braucht Ariosto 
keine Rechtfertigung mehr über die Stellung, die er dem Sebastiano de! 
Piombo angewiesen. Was hier weiter erzählt wird, ist der Wiederhall dessen 
Quellenschriften f. Kunstgeschichte etc. II. 2
	        
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