das Schönste in der Kunst, zugleich aber auch das am schwierig-
sten zu Erreichende sei; ferner dass es eine Kunst ist, die Kunst
zu verdecken; endlich, dass bei einem Maler, ausser der Zeich-
nung, noch andere Dinge äusserst nothwendig sind. Wenn wir
aber heute in die Zahl dieser Kunstkenner einige gerühmte
Maler
einbeziehen
wollen,
SO
werden
wir
sie
alle
ZU
Gunsten
Rafaels gestimmt finden. Ebenso werden wir unter der Menge
Jene, die über dem Pöbel stehen, fast Alle auf Seiten dieses
Malers geschaart sehen. Mehr noch: wenn die Massen sich zur
Besichtigung der Werke des Einen und des Anderen drängen,
so ist kaum daran zu zweifeln, dass Alle für Rafael stimmen
werden. Selbst die Parteigäiuger Michel Ange1o's bestätigen,
dass Rafael niemals Etwas schuf, was nicht im hohen Grade
gefallen habe. Doch lassen wir die Autoritäten bei Seite, um
lieber bei irgend welchem ernsten Vernunftgrunde uns aufzu-
halten.
und
als einem sehr verständigen
Sachen der Malerei sehr
Fab. Gerne höre ich Euch zu,
in Allem, besonders aber in
urtheilsfähigen- Mann.
A r e t. Ihr müsst
wohl
gehört
haben ,
dass
Rafael
bei
Lebzeiten
ein
sehr
theurer
Freund
VOH
mir
War?
wie
heut-
zutage Michel -Angel0 ist. Wie sehr dieser mein Urtheil schätzt,
zeigt seine Antwort auf einen Brief, den ich ihm über sein
letztes Bild. schrieb. Ebenso könnte Agostino Chigi l), wenn
1) Agost. Chigi, geb. um 1465 in Siena, zu Julius II. Zeiten gewisser-
massen Finanzminister des Palastes, ein Freund und Gönner von Künstlern
und Gelehrten, liess durch Balthasar Peruzzi die sogenannte Farnesina in den
ehemaligen Gärten des Geta bauen, die durch Rafael, Sebastiano del Piombo,
Bazzi-Soddoma und Giulio Romano ausgemalt wurde. Sebastiano del Piombo
wurde 1511 von A. Chigi nach Rom berufen. A. Chigi starb 1520. In
demselben Jahre starben Rafael und Cardinal da Bibiena; Leo X. starb
am 1.Dece1nber 1521. S. Dumesnil l. c. 92-99. Passavant (Rafael, 1.,
p. 535) begleitet diese Stelle Dolce's mit Folgenden, für P. Aretino nicht sehr
schmeichelhaften Worten: „Allein wer wollte dieses dem unverschämten