Sarto, von Perino del Vaga und von Pordenone, die alle denn
doch vortreffliche Maler waren, würdig, dass ihre Werke von
Kennern gesehen und gelobt werden.
Fab. S0 wie Homer der erste unter
den
Dichtern
Grie-
chenlands, Virgil unter den Lateinischen und Dante unter jenen
Toskanas ist, so überragt Michel Angelo die Maler und Bild-
hauer unserer Zeitepoche.
Aret. _Ich will nicht leugnen, dass Michel Angelo heut-
zutage ein seltenes Wunder der Kunst und der Natur sei, und
dass Jene, welche seine Arbeiten nicht bewundern, gar kein
Urtheil besitzen; besonders wenn es sich um den Werth der
Zeichnung handelt, worin er ohne Zweifel excellirte. Er ist es,
der zuerst in diesem Jahrhunderte den Malern die schönen Con-
touren, die Verkürzungen, das Relief, die Bewegung, und Alles
das zeigte, was beim vollendeten Studium des Nackten verlangt
wird; lauter Eigenschaften, die man vor ihm nicht angetroffen
hatte, ausgenommen natürlich Apelles und Zeuxis, welche, so-
wohl laut Zcugniss der alten Dichter und Schriftsteller, als auch
auf Grund dessen, was man aus der Vollendung der wenigen,
trotz der Zerstörung der Zeit und der feindlichen Völkerschaften
auf uns gekommenen Statuen entnimmt, uns erkennen lassen,
dass sie darin höchst gewandt waren. Doch dürfen wir darum
noch nicht bei Einem allein stehen bleiben nachdem wir heute,
dem Himmel sei'Dank, Maler besitzen, die dem Michel Angelo
gleichkommen, und ihn theilweisc sogar übertreffen, wie das
unstreitig bei einigen der Genannten d_er Fall ist; worunter es
gegenwärtig Einen gibt, der Alle aufwiegt.
Fab. Wenn Ihr das glaubt, Herr Pietro, so seid Ihr, ver-
gebt mir, dass ich so sprechef in einem Irthume befangen,
denn die Tüchtigkeit des Michel Angelo hat einen solchen Grad
hier genannten Künstler darf man sich so wenig wundern, als über eine
ähnliche, die im 33. Gesange des Orlando furioso von Ariost vorkömmt.
Dolce und Ariost sprachen eben nur die herrschende Ansicht ihrer Zeit aus.