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fälligen
Gentile,
1.1111
sich
dafür
dem
Bellino
Giovamli
mehr
Zll
nähern,
der
ihn aber
nicht
auch
vollständig
befriedigte,
SO
dass
sich
dann
Giorgio
da
Castelfranco
wählte.
In
Gemeinschaft
nun mit Giorgione (denn so ward Giorgio da Castelfranco auch
genannt) zeichnend und malend, errang Tizian gar bald einen
so gefeierten Namen in der Kunst, dass, als Giorgione die Ar-
beiten anäder dem Canal grande zu gelegenen Fagade des Ma-
gazins, genannt „F0ndaco de, Tedeschi" aufnahm, Tizian, wie
ich schon erzählte, obwohl damals kaum erst 20 Jahre alt, die
andere
der Merceria
zugewendete
Seite
des
Gebäudes
zur Aus-
malung
zugewiesen
erhielt.
Er
malte
dort
eine
Wundervolle
Judith l), die in Zeichnung und Colorit so über allen Ausdruck
vorzüglich ist, dass, als sie enthüllt ward, alle Freunde des
Giorgione selbe durchgehends für
beeilten, ihm über diese Arbeit,
sein Werk hielten, und sich
als über das weitaus Beste,
was er je geleistet, ihre Complimente und Glückwünsche dar-
zubringen. Zu seinem grossen Verdrusse antwortete ihnen Gior-
gxone,
dass
sie
VOI'1
der
Hand
seines
Schülers
stamme,
der
reits
Zeige,
dass
den
Lehrer
übertreffe,
und
hielt
sich
hier-
auf
W85
das
Schlinnnste
ist
einige
Tage
wie
ein
Ver-
zweifelter zu Hause, untröstlich darüber,
Mann schon mehr wisse als er selbst.
gar S0 junger
dass ein
Fab. Man erzählt mir,
schon im Mutterschoosse ein
Giorgione habe gesagt,
Maler gewesen.
Tizian
sei
Aret. Kurz darauf ward er mit der Ausführung eines
grossen Bildes für den Hochaltar der Minoritenbrüder-Kirche,
genannt „dei Frari", in Venedig beauftragt 2). Noch immer sehr
1)lTizian's Judith beschreibt Ridolfi Le Maraviglie dell" Arte
Venezia. 164.8. I. p. 138. "Sehr stolz ist die Figur der Judith oberhalb des
Eingangsthores. Sie setzt den linken Fuss auf den abgehauenen Kopf des
Holofernes, das bluttriefende Schwert in der Hand; zu den Füssen ist ein
Diener mit einem Barettone am Haupte, von reizendem Colorite. Vasari irrt
auch diesmal, wenn er diese Figur dem Giorgione zuschreibt."
l) Die Assunta Tiziaifs wird gewöhnlich in das J. 1516 gesetzt,