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seltener, grosser Maler, als ein gewandter Zeichenkünstler, reich
an Erfindung und wohlerfahren, und als ein vortrefüicher Nach-
ahmer der Antike bezeichnet werden. Wahr ist's, dass er
der Farbe nicht reussirte, und dass seine besten Arbeiten
in
die
dunkel
hell-
gehaltenen
F resco's
sind.
Was
aber
an
ihm
überraschend erscheint, das ist der Umstand, dass er schon 21
oder 22 Jahre zählte, als er unter Rafaels Leitung das Malen
zu lernen begann. Auch er starb in jungen Jahren, und ward
zu Messina, wegen einiger Geldrnünzen, von seinem verruchten
Diener
grausam
ermordet,
der
hierauf
Zlll"
Strafe
der
näm-
Hchen
Stadt
geviertheilt
wurde.
der
Fab. Immer mehr sehe ich
Malerei nicht einzig dasteht.
ein:
dass
Michel
Angelo
in
Aret. Andrea del Sarto 1) erreichte gleichfalls einen hohen
Grad der Vollendung in dieser Kunst; seine Arbeiten geiielen
ganz besonders dem König Franz l. von Frankreich. Auch
Perino del Vega verdient kein geringes Lob, sowie den Malern
die Werke des Antonio da Pordenone 2) nicht wenig Achtung
die Triumphbogen, und fand viel Anerkennung damit. Ueber seine Ermor-
dung berichtet auch Vasari (IX. p. 64).
1) Andrea Vannucchi, gen. del Sarto, geb. zu Florenz 14.88, gest.
zu Florenz 1530. Er trat 1518 in die Dienste Franz I., kehrte aber bald
wieder nach Italien zurück. Pierino Buonacorsi, gen. Perino del Vaga,
geb. 1500 zu Florenz, trat in Rom in die Schule RafaePs, und starb da-
seibst 154.7.
7) Pordenonds Fresken am Hause Talenti existiren nicht mehr; wohl
aber die Bilder in der Kirche S. Rocco. Sie sind meist vom J. 1528. Vasari
(IX. 36.) beschreibt die Fresken, doch verwechselt er die Tintorettds mit
denen Pordenone's.
seine
Ermor-
Dass Pordenone, ein selbständiger Künstler, neben Giorgione und Tizian
der hervorragendste F rcskenmaler der venetianischen Schule war, erleidet wohl
kaum einen Zweifel. Geboren 1483 zu POIClCDOIIC, der Sohn des Baumeisters
Agnolo di Bartolomeo de" Carticellis aus Brescia, arbeitete an verschiedenen
Orten in Friaul, in Treviso und kam erst 1528 zu einem längeren Aufent-
halte nach Venedig. Von 1529-1532 War er in Piacenza und Genua, und
1533 in Conegliano und einigen kleineren Orten Friauls thätig. 1535 treffen