L. Dolce's in den Denkschriften des Istituto Veneto 1) eine aus-
führliche Biografie widmet, führt von ihm nicht weniger als
112 Schriften auf, darunter 45 Uebersetzungen, 16 Dichtungen
und 20 Originalschriften in Prosa. Dass sich Dolce dadurch
den Ruf eines Vielschreibers erwarb, wird wohl Niemand auf-
fallen. Grosse Belesenheit, eine L1mfassende Kenntniss der ital.
und latein. Literatur wird man ihm aber nicht abstreiten könman.
Der griechischen Sprache war er unkundig; die Uebersetzungen
nach Euripides, Appian, Philostrat u. A. waren nach lateini-
schen Bearbeitungen gemacht. Mehrere Uebersetzungen des
Euripides wurden mit Beifall aufgeführt, insbesonders die Jokaste.
Einige seiner Uebersetzungen lateinischer Autoren sind nicht
Uebersetzungen im Sinne der modernen Zeit, sondern freiere
Bearbeitungen. Um die Herausgabe Ariosto's, Dante's, des De-
carnerone von Boccaccio, des Petrarca, des Cortigiano von.
Bald. Castiglione und der Rime der Vittoria Colonna hat sich
L. Dolce Verdienste erworben. Diese seine Thätigkeit als Her.-
ausgeber und Commentator stund mit seiner Stellung zur
Druckerei Gioliti in Verbindung, die ganz anders beurtheilt
werden muss, als es bei den Correctoren heutiger Druckereien
der Fall ist. Er kam in Folge dieser seiner Stellung vielfach
in Streit mit Ruscelli, dem sprachkundigen Corrector der
Druckerei
des
Rivalen
der
0101m,
des
Valgrisi.
Ueber
L. Dolce
als Dichter
haben wir
keine Veranlassung,
uns hier auszusprechen. Seine Briefliteratur ist hingegen von
höherer Bedeutung. Er stund mit den hervorragendsten Per-
sönlichkeiten seiner Zeit in brieflichem Verkehre, mit Pietro
Bembo, Fr. Sansovino, Orazio Brunetti, Aless. Contarini, Paolo
Manutio, Paolo Crivelli, Fortunato Martinelägo, G. A. Claria,
dem Goldarbeiter Gasparo u. a. m. Sie linden sich zumeistlin der
Raccolta der Briefe von Dolce v. J. 1554, v. B. Pino Venezia 1574,
1862.
di scienze,
l) Memorie dcll' i. r. Istituto Veneto
Vol. XI. p. 93-200.
lettere
ed arti.
Venezia.