93
Hand man
lich schön
in Parma einige Arbeiten sieht, die so ausserordent-
sind, dass es scheint, etwas noch Höheres lasse sich
kaum von Sterblichen wünschen. Wahr ist übrigens, dass er
weit mehr im Colorite, als in der Zeichnung reussirte. Was
aber sollte ich über Francesco Parmigiano 1) sagen, welcher
seinen Arbeiten einen gewissen Hauch von Grazie zu verleihen
wusste,
der
jeden
Beschauer
rühren
muss?
nebstbei
wird
1D Zl I]
über sein treffliches Colorit, seine zarte exacte Führung der
Zeichnung immer wieder staunen müssen, da aus Allem eine
wunderbare Correctheit spricht. Er starb ebenfalls jung, und
war den Werken und dem Namen Rafaels ungemein gewogen.
In Rom pflegte man zu sagen, wie auch Vasari schreibt, dass
in seinen Körper Rafaels Seele gedrungen wäre, so fand 111311
Beide an Geistesrichtung und Sitten einander ähnlich. Mit Un-
recht
beschuldigte
IT] E111
Parmigiano,
sich
dem
Aufsuchen
des
Steines der Weisen hingegeben zu haben; kein Philosoph hat
je das Geld und die Glücksgüter mehr verachtet, als eben er.
Das bestätigt, ausser vielen Anderen, auch Battista von Parma,
sein Schüler und vorzüglicher Bildhauer. Heute ist es Girolamo
Mazzola, ein Neffe des Parmigiano, der ehrenvoll und erfolg-
reich seinen Spuren folgtz).
Fab. Dieser Parmigiano, den man für gewöhnlich Par-
migianino nennt, erfreut sich allerdings eines grossen Rufes.
Aret. Polidoro du Caravaggio 3) muss gleichfalls als ein
1) Francesco Mazzola (Mazzuoli) gen. Parmigianino, geb. zu
Parma r504, starb am 24. Aug. 1540. lm J. 1530 malte er das Bildniss
Karl V., womit er viel Beifall errang. (S. Vasari IX. p. 129.) Er stund
mit Pietro Aretino und Vasari in Verbindung. Ueber die alchimistischen
Neigungen Parmegianinds berichtet auch Armenini. (Trattato della pittura
ed. Ticozzi. Milano 1820. p. n, Vasari 1. c. p. 152 n. I.)
2) Girolamo Mazzola, wird bei Vasari Weiter nicht erwähnt. Sein
Name ist Girolarno di Michele de' Bedoli, und War vermält mit Elena, der
Tochter des Pierilario Mazzola (gest. 1527), des Onkels des Parmeggianino,
a) Caldara Polidor da Carravaggio, geb. um 14.95, gest. 1543.
Als Karl V. Messina auf seiner Rückkehr aus Tunis berührte, machte Polidor