39
lassen.
Es
ist
das
ausserdem
etwas,
was
ich
Euch
versprochen
habe; daher ich nicht unterlassen will, auch über einige andere
Maler zu sprechen, damit Ihr einsehen rnöget, dass der Him-
mel uns heutzutage eben so günstig in der Malerei, wie in
der schönen Literatur war. Ich sage also, dass Leonardo
Vinci in jeder Beziehung dem Michel Angelo gleich kam; doch
besass er einen nach so erhabenen Dingen gerichteten Geist,
dass ihn das, was er geschaffen hatte, nie selbst zufrieden
stellte. Obwohl in Allem tüchtig, leistete er besonders Erstaun-
liches
im
Darstellen
VOfl
Pferden
Nach
ihm
kam
Giorgio
da
Castelfranco 2),
ein
sehr
geachteter
Maler,
Welcher
aber
noch
Dass Dolce bei Leonardo die Kunst, Pferde darzustellen, besonders
hervorhebt, erkläirt sich Wohl durch das ungewöhnliche Aufsehen, welches
das Modell zur Reiterstatue Lodovico Sforzas (1493) und der Carton der
Schlacht von Anghiari (1504-1505), in welchem Reiterkäinpfe die hervor-
ragendste Stellung einnehmen, in Künstlerkreisen erregt haben.
2) Es dürfte manchen unserer Leser angenehm sein, alle Giorgione
betreFlenden Stellen in L. D0lce's „l'rXretin0" zusammenzustellen, und sie mit
dem zu vergleichen, was Ridolti und insbesonders Vasari im Leben 'l"izians
über das XVechselverhältniss Giorgionds zu Tizian berichtet. Dolcc erwähnt
Giorgione an mehreren Stellen:
S. 2 erwähnt er, dass Bellini für seine Zeit ein guter und sorgfältiger
Meister "später von Giorgio da Castelfranco Eibertroüen wurde, und dieser
wieder in ungeheurem Maasse von "Fizian".
S. 34 spricht er von dem Aeusseren des s. g. Fondaco de Tledeschi,
welches von „Giorgione da Castclfranco" gemalt wurde, und dem gegen die
Merceria zugewendeten "Fheil, von Tizian, "welcher damals noch ein Jüng-
ling (giovane) war".
S. 100 führt er die grossen Meister Italiens auf Michel Angele, Lio-
nardo "nach ihm kam Giorgione da Castelfranco, ein sehr geachteter Maler,
welcher aber noch weit mehr versprochen ltatte (pittor di grande stima, ma
di maggiorie aspettazione) und von dem ein Paar Bilder so lebendig im Aus-
druck und dabei so zart im Tone, dass an ihnen keine Schatten existiren
(sfumato tanto, che non si scorgono ombre). Dieser ausgezeichnete (valente)
Mann starb an der Pest, zu nicht geringem Verluste für die Kunst".
S. 104 gibt Dolcc die Jugendgeschichte Tizians. Er erzählt, dass Tizian
von seinem Onkel zu den Zuccattfs, dann zu Gentile Bellini gegeben, und