83
weil er euch blendet? Fälschen nicht vielmehr die,
die es nicht tun? In dem ganzen Bild war nicht
eine Farbe tief unter der der Natur bei solchen Festen,
und keine, die nicht in Harmonie gewesen wäre mit
den übrigen. Das gewitterhafte Blutrot des Horizonts,
das Scharlach des gebrochenen Sonnenlichts, das reiche
Karminbraun des feuchten, beleuchteten Seetangs, das
reine Gold und Purpur des obern Himmels, und alles
durchschossen von tiefen, feierlichen blauen Streifen.
Dort fällt das kalte Mondlicht nachdenklich auf einen
Punkt des grenzenlosen Ufers, und wer, statt nur
vorüberzueilen, eine Viertelstunde vor dem Bild ver-
weilte, hätte bemerkt, wie Luft und Raum in jeder
Linie verschmolzen sind und in jeder Wolke atmen;
wie jede Farbe in unsichtbarem, glühendem, alles auf-
saugendem Lichte erstrahlt.
Wenn so glänzende künstlerische Wirkungen uns der
wirklichen Farbe der Natur nahe bringen, so bleibt
doch immer noch ein Unterschied: das Licht der
Natur! All ihre Farben stehen in engstem Zusammen-
hang mit den intensiven Sonnenstrahlen, die das Auge
blenden und überwältigen, so dass es auf den ak-
tuellen Farben weder ruhen noch sie festhalten kann.
Die Nachahmung wird immer mangelhaft bleiben, auf
der der Genuss des gewöhnlichen Beschauers beruht.
Nur die Wahrheiten der Farbe sind darstellbar, nicht
aber ihre Begleiterscheinungen des Lichts. je wahrer
unsere Farbe, um so größer der Widerspruch zwischen
der Intensität der Farbe und der Schwäche des Lichts . . .
61'