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eine geschmolzene, wogende See von Farbe und
Feuer; jeder schwarze Streifen wandelt sich in mas-
siges Gold, jedes Wellengekräusel in lauteres, schat-
tenloses Karmin, Purpur und Scharlach und in Far-
ben, fiir die es in der Sprache keine Worte gibt
und in der Seele keine Vorstellung, Dinge die
man nur wahrnimmt, solange sie sichtbar sind. Die
intensive hohle Bläue des oberen Himmels durch-
dringt sie alle und erzeigt sich hier tief, rein, licht-
los; dort gewandelt durch die dunstige Bildung
durchsichtigen Nebels unmerklich verloren in
Karmin und Gold. Es gibt kein Band, das diese
Himmel mit der Hand eines Sterblichen verknüpfte,
außer Turners Werken. Er allein ist der Natur bis
in ihre höchsten Steigerungen hinauf gefolgt; aber
er folgt ihr aus solcher Entfernung, so tief unterhalb
ihrer Intensität, dass der ,Napoleon' und der ,Te-
meraire' farblos und kalt erschienen, wenn man sie
gleich nach einem solchen Sonnenuntergang erblickte.
. . . Die Natur malt ihre Schatten blass purpurn, und
dann erhebt sie ihr Licht von Himmel und Sonnen-
schein zu solcher Helle, dass der blasse Purpur da-
mit verglichen als kräftiges Dunkel erscheint. Aber
der arme Turner kann keiner Sonne befehlen, sich
zu seinen bleichen Farben in Gegensatz zu stellen.
Demütig folgt er der Natur, S0 Weit 61' kann; e? legt
matt Purpur auf, wo sie es tut, und glänzendes Gold,
wo sie es tut; und dann, wenn sie auf dem Gipfel
eines lichten Abhanges ihre Flügel ausbreitet und