Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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eine geschmolzene, wogende See von Farbe und 
Feuer; jeder schwarze Streifen wandelt sich in mas- 
siges Gold, jedes Wellengekräusel in lauteres, schat- 
tenloses Karmin, Purpur und Scharlach und in Far- 
ben, fiir die es in der Sprache keine Worte gibt 
und in der Seele keine Vorstellung,  Dinge die 
man nur wahrnimmt, solange sie sichtbar sind. Die 
intensive hohle Bläue des oberen Himmels durch- 
dringt sie alle und erzeigt sich hier tief, rein, licht- 
los; dort  gewandelt durch die dunstige Bildung 
durchsichtigen Nebels  unmerklich verloren in 
Karmin und Gold. Es gibt kein Band, das diese 
Himmel mit der Hand eines Sterblichen verknüpfte, 
außer Turners Werken. Er allein ist der Natur bis 
in ihre höchsten Steigerungen hinauf gefolgt; aber 
er folgt ihr aus solcher Entfernung, so tief unterhalb 
ihrer Intensität, dass der ,Napoleon' und der ,Te- 
meraire' farblos und kalt erschienen, wenn man sie 
gleich nach einem solchen Sonnenuntergang erblickte. 
. . . Die Natur malt ihre Schatten blass purpurn, und 
dann erhebt sie ihr Licht von Himmel und Sonnen- 
schein zu solcher Helle, dass der blasse Purpur da- 
mit verglichen als kräftiges Dunkel erscheint. Aber 
der arme Turner kann keiner Sonne befehlen, sich 
zu seinen bleichen Farben in Gegensatz zu stellen. 
Demütig folgt er der Natur, S0 Weit 61' kann; e? legt 
matt Purpur auf, wo sie es tut, und glänzendes Gold, 
wo sie es tut; und dann, wenn sie auf dem Gipfel 
eines lichten Abhanges ihre Flügel ausbreitet und
	        
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