Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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dort gemacht werden, wo es möglich wäre, die Natur 
zu übertreiben, sondern da, wo er Dinge malt, die 
keine Farbe auf Erden jemals überbieten oder er- 
reichen kann, wie z. B. in seinen Sonnenuntergängen 
und oberen Wolken. Ich meine die höchste Region, 
die ausschließlich durch eine Menge weißer, stiller 
Wolken charakterisiert wird, die sich in Balken, 
Streifen und Flocken teilen. Mit dieser Region hat 
sich vor Turner kein Landschafter befasst außer 
Rubens. Bis jetzt haben wir nur von der Wirkung 
gewöhnlichen Tageslichts auf gewöhnliche Farben ge- 
sprochen. Und selbst diese erreicht keine Pracht der 
Palette. Es ist aber etwas andres, wenn die Natur 
selbst der Laune folgt, farbig zu sein, und etwas un- 
gewöhnliches leistet, etwas woran sie ihre Macht 
wirklich offenbart. Sie hat tausend Mittel und Wege, 
über sich hinauszusteigen, aber ihre höchsten Farben- 
möglichkeiten oEenbart sie in diesen Sonnenunter- 
gängen unter den oberen Wolken. Besonders in dem 
Augenblick, ehe die Sonne sinkt, wo ihr Licht rein 
rosenrot erscheint und sich über einen Zenit ergießt, 
der mit zahllosen Wolkengebilden von kaum wahr- 
nehmbarer Zartheit erfüllt ist, von Dunst, aufgelöst 
in Fäden und Garben, die im gewöhnlichen Tages- 
licht schneeweiß wären und daher dem Ton des 
Lichts vollen Spielraum gewähren. Es gibt hier 
keine Grenze für die Menge und keinen Einhalt für 
die Intensität der in Frage kommenden Farben. Der 
ganze Himmel vom Zenit bis zum Horizont. ist 

	        
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