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um ein Atom von grau zu mildern. Berge erscheinen
aber nur dann ganz blau, wenn so viel Luft zwischen
ihnen und uns liegt, dass sie zu flachen dunkeln Schatten
werden, in denen sich jede Einzelheit verliert. Diese
Farbengebung Salvators ist eitel kühne Fälschung,
er behauptet damit etwas, das unmöglich ist.
Nun wird Turner gerade auf diesem Gebiet ange-
griffen. Er wird ausschließlich an dem Maßstab von
Natur und Wahrheit gemessen. Um gerecht zu
sein, müssten sie denselben Maßstab aber auch an
ihre Lieblingsmeister legen: Ich hege die tiefste
Verehrung für das Empfinden der alten Meister.
Das darf mich aber bei dieser Untersuchung nicht
beeinflussen. Es handelt sich hier um Farbe, nicht
um Fühlen. Wahrheit lässt sich nur an Tatsachen
feststellen . . . Turners Farben erscheinen dem einen
grell und dem andern groß. Das beweist nichts.
Poussins Farbe erscheint dem einen richtig, dem an-
dern rußig. Das beweist nichts. Man kann beide
nur mit den bekannten und beweisbaren Farben der
Natur vergleichen, und das wird Claude und Poussin
unfehlbar schwarz, und selbst Turner grau erscheinen
lassen.
Welch tiefes Dunkel auch eine wirkliche Landschaft
einhüllen mag; ein Fenster, durch das sie herein-
schaut, wird unfehlbar wie eine breite Lichtfläche
wirken, im Vergleich zu dem Schatten der Zimmer-
wände.
Dieser
eine
Umstand
genügt:
um
die
Intensität
und