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rollte ein Donnerschlag und über die Bogen des Claudi-
nischen Aquädukts, die in ihrer Unendlichkeit wirkten
wie die Brücke, die ins Chaos führt, flutete das Sonnen-
licht. Als ich über den weiten Abhang des Albaner
Berges hinan klomm, drehte sich das Gewitter nach
Norden und die edeln Umrisse der Türme von Albano
und
die
dunkle Anmut seines
Ilextals
hoben sich vom
reinen, blau und wie Bernstein schimmernden Himmel
ab. Oben lichtete es sich allmählich und leuchtete nun
durch die letzten Fetzen der Regenwolke in tiefer,
zitternder Bläue halb Äther, halb Tau. Die
Nachmittagssonne sandte schiefe Strahlen über die
felsigen Abhänge von La Riccia und seine Massen
hohen, verworrenen Laubwerks. In die herbstlichen
Töne mischte sich das feuchte Grün von tausend immer-
grünen Pflanzen,
war nicht mehr
und benetzte sie wie Regen.
Farbe zu nennen es war
Das
eine
Feuersbrunst. Purpurn, hochrot, Scharlach, wie Vor-
hänge vor Gottes Gezelt sanken die in Lichtschauern
frohlockenden Bäume ins Tal; jedes einzelne Blatt
zitternd, schwimmend und brennend vor Leben; jedes
einzelne Blatt, das den Sonnenstrahl widerspiegeltet
oder fortpflanzte war erst eine Fackel und dann ein
Smaragd. Weit droben in den Tiefen des Tals
wölbten sich die grünen Schluchten wie gewaltige
Wogen eines kristallenen Meeres, von Blüten wie mit
Schaum überschüttet; silberne Strahlen von Orange-
blüten wirbelten in den Lüften um sie her, sprühten
auf über den grauen Felsmauern wie tausend