Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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WAHRHEIT DER FARBE 
lm ersten Saal der National Gallery hängt eine, dem 
Gaspar Poussin zugeschriebene Landschaft, ,La Riccia"  
benannt. Ob sie La Riccia bei Albano gleichen soll, 
will ich nicht entscheiden, denn die meisten Städte 
der alten Meister ähneln eben so sehr diesem wie 
jenem Ort. jedenfalls stellt sie eine Stadt dar auf 
einem Berge, der von zweiunddreißig Büschen in 
uniformer Größe bewachsen ist, alle ungefähr mit 
denselben Blättern. Diese Büsche sind in stumpfem 
undurchsichtigen Braun gehalten, dessen Lichter grün- 
lich schimmern und dessen Grundfarbe sich bis auf 
ein Stück Felsen hin erstreckt, der in der Natur neben 
den glänzenden Farben des Laubes kühl und grau 
gewirkt hätte, und der deswegen hier, wo er völlig 
im Schatten steht, ausdrücklich und absichtlich in sehr 
hellem, hübschem, positivem Ziegelrot erglänzt. Das 
einzige in dem Bilde, was farbig wirkt. Den Vorder- 
grund bildet ein Stück Landstraße, die, um ihre größere 
Nähe zu bekunden, und wegen der Fülle an Vegetation, 
die gewöhnlich auf Landstraßen wächst, statt hell, in 
kühlem grau-grün gehalten ist. Die Wahrheit des 
Bildes wird vervollständigt rechts durch eine Anzahl 
Punkte am Himmel, deren Stengel nüchtern und 
gleichmäßig braun gehalten sind. 
Vor nicht langer Zeit stieg ich von Albano abwärts. 
Es gewitterte, als ich Rom verließ, und über die ganze 
Campagna fegten schwefelbraune Wolken; hie und da
	        
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