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die Luftverhältnisse der einzelnen Teile zu einander
ausdrücken; z. B. des Laubes, dessen fernste Zweige
schon fast schwarz sind? Von hier müssen wir ja
zum Vordergrund gelangen, und wenn dort, wie
können wir den Unterschied seiner festen Teile mar-
kieren, die schon so dunkel sind, wie wir sie nur
malen können, und seine leeren Tiefen, die die Natur
scharf, deutlich und schwarz zwischen ihre be-
leuchteten Flächen setzt? Es muss einem beim
ersten Blick einleuchten, dass, wenn wir einer der
Stufen, von einer Ferne zur andern, dieselbe Quan-
tität der Tonunterschiede verleihen, den die Natur
gibt, wir für die Verschwendung unserer Mittel den
Preis zahlen müssen, ein halbes Dutzend Fernen aus-
zuschalten, die nicht weniger wichtig und markant
sind, und eine Menge Wahrheiten einer einzigen zu
opfern. Und doch gelangten die alten Meister durch
diese Mittel zu der Wahrheit ihres Tons. Sie malten
die
auffallendsten
und
leicht
erkennbarsten Distanzen
wie die zwischen Himmel und Laubwerk, zwischen
Wolken und Bergen. Die Skala ihrer Schatten wurde
genau innegehalten und geschickt nachgeahmt. Aber
ihre Mittel waren damit auch erschöpft; ihre Bäume
konnten sie nur als flache Massen, als ausgefüllte
Umrisse hinstellen, und die Wahrheiten des Raumes
wurden in jedem individuellen Teil des Bildes zu
tausenden ausgelassen. Aber das kümmerte sie
nicht. Es ersparte ihnen Mühe. Sie erreichten ihr
großes Ziel, die Wirkung der Nachahmung. Sie