Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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die Luftverhältnisse der einzelnen Teile zu einander 
ausdrücken; z. B. des Laubes, dessen fernste Zweige 
schon fast schwarz sind? Von hier müssen wir ja 
zum Vordergrund gelangen, und wenn dort, wie 
können wir den Unterschied seiner festen Teile mar- 
kieren, die schon so dunkel sind, wie wir sie nur 
malen können, und seine leeren Tiefen, die die Natur 
scharf, deutlich und schwarz zwischen ihre be- 
leuchteten Flächen setzt? Es muss einem beim 
ersten Blick einleuchten, dass, wenn wir einer der 
Stufen, von einer Ferne zur andern, dieselbe Quan- 
tität der Tonunterschiede verleihen, den die Natur 
gibt, wir für die Verschwendung unserer Mittel den 
Preis zahlen müssen, ein halbes Dutzend Fernen aus- 
zuschalten, die nicht weniger wichtig und markant 
sind, und eine Menge Wahrheiten einer einzigen zu 
opfern. Und doch gelangten die alten Meister durch 
diese Mittel zu der Wahrheit ihres Tons. Sie malten 
die 
auffallendsten 
und 
leicht 
erkennbarsten Distanzen 
wie die zwischen Himmel und Laubwerk, zwischen 
Wolken und Bergen. Die Skala ihrer Schatten wurde 
genau innegehalten und geschickt nachgeahmt. Aber 
ihre Mittel waren damit auch erschöpft; ihre Bäume 
konnten sie nur als flache Massen, als ausgefüllte 
Umrisse hinstellen, und die Wahrheiten des Raumes 
wurden in jedem individuellen Teil des Bildes zu 
tausenden ausgelassen. Aber das kümmerte sie 
nicht. Es ersparte ihnen Mühe. Sie erreichten ihr 
großes Ziel, die Wirkung der Nachahmung. Sie
	        
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