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aber seiner Qualität nach anders wirken. Gewöhnlich
streben die Künstler danach, das darzustellen, was uns
die beleuchtete aber tote Farbe in der Natur anders
empfinden lässt als die unbeleuchtete aber helle Farbe;
was Liebhaber und Kenner "Ton" nennen und worüber
sie Unsinn reden. Mangel an Ton in einem Bilde
entsteht aber, wenn Objekte in ihrer eigenen positiven
Farbe hell erscheinen. Denn dadurch entsteht die
irrtümliche Empfindung, dass nicht das Licht ihre Farbe
erhöht habe.
SO
. . Was
auf die
ich aber Ton nenne, bezieht sich eben-
Summe der Unterschiede wie auf ihre
Verteilung.
In dieser Hinsicht wirken die feingetönten Bilder der
alten Meister wie Töne der Natur, die einige Oktaven
tiefer gespielt werden. Die dunkeln Objekte der
mittleren Ferne stehen genau in demselben Ver-
hältnis zu der Helle des Himmels, wie in der Natur;
auf den Bildern ist diese Helle aber unendlich ver-
ringert
und
die Schatten
in
demselben
Maße
vertieft.
Ich war oft erstaunt, wenn ich an einem dunkeln
Tage die Bilder einer Camera obscura betrachtete,
wie genau sie an einige der besten Bilder der alten
Meister erinnerten; alles Laubwerk erschien schwarz
gegen den Himmel, und nichts trat aus der Masse
heraus, als das vereinzelte Leuchten eines silbernen
Stammes oder einer ungewöhnlich erhellten Blätter-
gruppe. Könnte hierin Übereinstimmung erzielt und
alle Töne der Natur ein oder zwei Oktaven tiefer