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den Beweis, wie bedeutungslos die Farbe ist. In
der Natur sehen wir die Farben beständig wechseln
und unbestimmt in einander übergehen; ihre Formen
dagegen, die durch Licht und Schatten bestimmt
werden, sind unveränderlich klar und deutlich. Steine
und Kies am Ufer fangen grüne Reflexe auf von den
Zweigen über sich; Büsche graue und gelbe Töne
von dem Boden, auf dem sie stehen; jede glänzende
Fläche spiegelt, wenn auch nur haarbreit, ein klein
wenig die Himmelsbläue wieder, oder Sonnengold,
das wie ein Stern auf der Grundfarbe erglänzt. Diese
an sich wechselnden und unbestimmten Töne werden
durch die Farbe des Lichts wiederum gesteigert und
enthüllt, oder zu dem Grau des Schattens gedämpft.
Das Wirrsal und das Ineinanderfließen aller Töne ist
so groß, dass, wenn man die Objekte nur an ihrer
Farbe erkennen könnte, man an manchen Stellen die
Zweige eines Baumes kaum von der Luft zwischen
ihnen und dem Boden unter ihnen unterscheiden
könnte.
In
der
Kunst
unerfahrene
Menschen
wollen
dies zunächst nicht glauben. Bei scharfer Beobach-
tung finden sie es aber bald selbst heraus. Sie ent-
decken, dass sich die Farbe selten genau feststellen
lässt, außer an großen Massen; z. B. an einer grünen
Wiese oder einem blauen Himmel. Aber alle Formen,
die durch Licht und Schatten hervorgerufen werden,
sind deutlich zu erkennen und verleihen ihnen ihren
besonderen Charakter.
Licht und Schatten überwinden
den
Unterschied
lokaler
Farbe
S0
völlig , dass
der