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hervorzurufen, dass er
wirkt als vorher. Diese
anders auf unsere Sinne
wird gewöhnlich als Kraft
bezeichnet.
[Da nun die Menschen anerkanntermaßen Farbe ver-
schieden sehen, folgert Ruskin, Wahrheit der Farbe
sei eine sekundäre Qualität, und Wahrheit der Form,
für die künstlerische und namentlich die malerische
Darstellung die wichtigere. Man wäre aber sehr im
Irrtum, daraus zu schließen, die Farbe stehe ihm in
der Malerei erst in zweiter Linie. Lediglich Lockes
Schema zu Liebe tut er sich selbst Gewalt an und
kommt auf Umwegen zu einer geistreichen Definition
der Form, die die Feinheit seiner Auffassung von
Farbe erst voll entwickelt.]
Zunächst muss ich den Sinn erklären, in dem ich
das Wort "Form" gebrauche, weil die Maler ungenau
und sorglos diesen Terminus auf die Konturen der
Körper anwenden, während er notwendig Licht und
Schatten mit umfasst. Wohl müssen Umriss und
Chiaroscuro für den Schüler getrennte Gebiete bleiben.
Aber keine Form kann vom Auge wahrgenommen
werden, wenn man ihr Chiaroscuro ausschließt.
Wenn ich von Form als von einem Element der
Landschaft spreche, so meine ich jene vollkommene
und harmonische Einheit der Umrisse von Licht und
Schatten, wodurch alle Teile und Verhältnisse eines
Körpers dem Auge erst verständlich werden. Wenn
wir genau darauf achten, wie jedes materielle Ding
sich dem Geist einprägt, gewinnen wir am ehesten