Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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keit des italienischen Himmels gesagt und gesungen 
ist, zu der irrigen Meinung verleiten lassen, er sei 
blauer als der nördliche Himmel. Und doch ist der 
italienische Himmel matter und grauer als der nörd- 
liche und unterscheidet sich nur durch sein intensiv 
ruhiges Leuchten. Noch seltsamer ist es aber, wenn 
Menschen in, einem Bilde das zu sehen glauben, was 
sie für die Ursache ihres Eindrucks halten. Wenn sie 
sich täglich von dem warmen Ton des italienischen 
Himmels beeinflussen lassen, ohne der Ursache nach- 
zugehen, werden sie einen gemalten blauen Himmel 
für wahr erklären und die getreueste Wiedergabe der 
wirklichen Attribute Italiens als kalt und matt zurück- 
weisen. Dieser Einfluss der Fantasie auf die Sinne 
äußert sich merkwürdig in der menschlichen Disposi- 
tion, das zu sehen, was man weiß, und das nicht zu 
sehen, was man nicht kennt. Alle primitiven Kunst- 
werke Einzelner und ganzer Völker zeigen durch 
ihren Mangel an Schatten, wie wenig man bloß mit 
dem Auge ohne Erkenntnis die Wahrheit finden kann. 
Das Auge der roten Indianer, scharf genug, um die 
Fährte ihrer Feinde oder ihrer Beute in zer- 
tretenen Gräsern und Blättern zu verfolgen, steht 
dem Eindruck von Schatten stumpfsinnig gegenüber. 
Ein Reisender geriet unter ihnen in Lebensgefahr, 
weil er sie abgezeichnet und ihr Antlitz teilweise in 
Schatten gehalten. Sie hielten sich für beleidigt und 
glaubten, er habe sie um die eine Hälfte ihres Gesichts 
betrügen wollen.
	        
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