Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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kanntschaft mit ihrer Naturumgebung richtet sich nach 
den Dingen, mit denen die Menschen sonst geistig 
beschäftigt sind; sie beruht aber auch auf mangeln- 
dem Feingefühl für die Macht der Form und anderer 
Attribute äußerer Schönheit. Ich glaube nicht, dass 
das Auge absolut unfähig wäre, Formen aufzufassen 
und zu genießen, wenn es sie überhaupt bemerkte. 
Obwohl der geringste Grad dieser Fähigkeit sich aus- 
bilden und unendlich steigern ließe, lohnt den meisten 
Menschen der Genuss nicht die dazu erforderliche 
Anstrengung, und sie geben ihr Streben auf. Wessen 
angeborene Sensationen fein und lebendig sind, dem er- 
tönt der Ruf der äußeren Natur so vernehmlich, dass 
er sich Gehör erzwingt, und lauter, je näher er ihr 
tritt. Wessen angeborene Sensationen stumpf, dem 
wird ihr Ruf übertönt durch ablenkende Gedanken, 
und seine ohnehin schwache Aufnahmefähigkeit stirbt, 
weil er sie brach liegen lässt. Mit dieser physischen 
Sensibilität für Form und Farbe eint sich jene höhere 
Sensibilität, die wir als eins der Hauptattribute aller 
hohen Naturen und als Urquell aller Poesie bewun- 
dern. Diese Feinfühligkeit geht völlig in die Fein- 
heit der Sinneswahrnehmungen über; sie verschmilzt 
sich mit der Liebe, mit jener unendlichen Liebe gött- 
licher, menschlicher und animalischer Energien, die 
die sinnliche Wahrnehmung äußerer Dinge durch As- 
sociationen, durch Ehrfurcht und Dankbarkeit und 
alle anderen reinen Empfindungen unserer moralischen 
Natur adelt.
	        
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