51
Beschauer
allein.
Er
mag
seinen
Gedanken
nach-
hängen, wie in der einsamen Natur; er mag unge-
rührt, gefühllos, unachtsam bleiben, je nachdem
er disponiert ist. Aber der Künstler führt ihm keine
neuen Gedanken zu; keine neuen Ideen und unbe-
kannte Gefühle drängen sich an sein Herz. Der
Künstler dient ihm als Fahrzeug, nicht als Gefährte;
als Pferd, nicht als Freund. Erreicht er aber das
Zweite, dann weist der Künstler dem Beschauer nicht
nur seinen Platz an, er spricht mit ihm. Er lässt
ihn Teil nehmen an seinen eigenen starken Empfin-
dungen und schnellem Auffassen; er überträgt die
eigene Begeisterung auf ihn, leitet ihn selbst zu allem
Schönen, hält ihn von allem Niedrigen zurück und
entzückt ihn nicht nur, nein, adelt und fördert ihn in
dem Bewusstsein, nicht nur eine neue Landschaft zu
schauen, sondern mit einem neuen Menschen in Ge-
meinschaft zu treten, und zeitweilig der genauen Be-
obachtung und des ungestümen Empfindens einer
edleren und eindringlicheren Geisteskraft teilhaftig
zu werden. Obwohl dies ohne Zweifel höher steht,
wird das andere doch allgemeiner gefühlt und ge-
schätzt. Denn die einfache Behandlung der Natur-
wahrheit sagt jedem zu. Da die höchste Kunst aber
auf den Sensationen besonderer Temperamente beruht,
und auf Sensationen, die auch ihnen nur zu be-
stimmten Zeiten werden und den meisten Menschen
wahrscheinlich niemals; da sie ferner Gedanken aus-
drücken, die nur dem weitesten Wissen entstammen,
4D