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dung und innere Anschauung. Vorstellungen der
Nachahmung verlangen aber selbstverständlich ähn-
liche Objekte. Sie wenden sich lediglich an
äußeres Erfassen: Wahrheit dagegen an geistiges
Erfassen.
[Denselben Gedanken führt er später in ,Lectures on
Art' aus
Der Fantasie wohnt das Vermögen inne, Symbole
zu schaffen für Tugenden, Laster, Natur, Lebens-
mächte und Leidenschaften. Die Kunst kleidet sie
in menschliche Persönlichkeiten, die, obwohl realis-
tisch dargestellt, auf die Vorstellung symbolisch wir-
ken. Denn sie realisieren nicht den Glauben an die
dargestellte Persönlichkeit, sondern an die durch sie
veranschaulichten Mächte und Gewalten.
WAHRHEIT IM VERHÄLTNIS zu SCHÖN-
HEIT UND ANDEREN RELATIONEN
Nachdem wir gesehen, welche Art Vorstellungen die
Kunst mitteilt, kann es nicht zweifelhaft sein, dass
der Landschafter zwei große Ziele bestimmt verfolgen
muss. Er muss erstens in des Beschauers Seele die
getreue Vorstellung irgend welcher Naturobjekte be-
wirken, und sie auf die wichtigsten Dinge lenken.
Zweitens, ihm die Gedanken und Gefühle, mit denen
der Künstler sie geschaut hat, erschließen. [Mit anderen
Worten: er muss ihn ein Stück Natur durch sein
Temperament sehen lassen.]
Sofern er das erste erreicht, lässt der Künstler den