43
stellung des Erhabenen verknüpft ist, ja, dass wo es
in Kraft tritt, das Erhabene entweicht. Niemand kann
das Erhabene weniger wahrnehmen als der Feigling.
Einfache Leidensgröße und völlige Zerstörung da-
gegen wirken erhaben, ganz abgesehen davon, ob sie
zu uns in Beziehung stehen oder nicht. Stiinden wir
jenseit aller Gefahr und Schmerzensmöglichkeiten,
so wirkte ihre Wahrnehmung in Bezug auf andere
nicht weniger erhaben. Nicht weil Schmerz und
Gefahr ihrer Natur nach erhaben sind, sondern weil
ihre Betrachtung, Mitleid oder Tapferkeit erweckend,
den Geist erhebt und niedrige Gesinnung damit aus-
schließt. Nicht so oft wird die Schönheit als etwas
Erhabenes empfunden, denn in mancher Art rein ma-
terieller Schönheit ist, wie Burke bemerkt, Kleinheit
eines ihrer Elemente. Wer aber nie empfunden hat,
dass es eine Schönheit gibt, die nicht klein ist, und
dass sie eine Quelle des Erhabenen ist, hat die Be-
deutung des Idealen in der Kunst noch nicht ver-
standen. Ich will mich nicht, während ich das Ver-
hältnis des Erhabenen zur Größe untersuche, in fein-
gesponnene Theorien verwickeln. Ich stelle mich
auf den umfassendsten Standpunkt und sage, Er-
habenheit ist überall vorhanden, wo der Geist er-
hobenbwird; d. h. wo er
ihn hinausreicht und es
etwas betrachtet, was
als solches erkennt.
über
Dies
ist die einfach philologische Bedeutung des Wortes,
abgeleitet von sublimio; sie ist klarer und über-
zeugender als jede metaphysische oder fest begrenzte