Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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Tizians Fleischton kann jeder würdigen. Aber der 
Künstler allein, der trotz endloser Mühsal nicht an- 
nähernd die leiseste Möglichkeit erreicht, einen ein- 
zigen dieser Töne nachzubilden, dem Künstler allein 
ist das Außerordentliche daran olfenbar. 
Das Können, das 
Malers entzückt, 
der Kreideskizze des großen 
nicht wie das des Schreib- 
uns in 
beruht 
lehrers 
auf manueller Geschicklichkeit. 
In mühe- 
loser, 
kühner Manier offenbart 
Unfehlbarkeit 
sich 
und 
Sicherheit der 
liehen Genuss. 
Einsicht, und das 
Beim Können in 
bildet den 
der Kunst 
eigent- 
handelt 
es sich immer um den Eindruck, dass alle Schwierig- 
keiten völlig und spielend überwunden sind . . . 
Ferner müssen wir das Können in Aktion sehen. 
Der Sieg muss erst errungen werden und nicht schon 
gewonnen sein . . . . [Glaubt man nicht einen Be- 
wunderer Rodins zu hören, wenn er fortfährtz] Die 
halb vollendeten Glieder der ,Dämmerung' und des 
,Tages' in der mediceischen Kapelle gewähren uns 
die Empfindung eines höheren Könnens als selbst 
die göttliche Trunkenheit des Bacchus von Michel- 
angelo. Ebenso das erloschene Leben des Parthenon- 
frieses als die polierten Glieder des Apollo; auch 
die Federzeichnung des Kopfes der heiligen Katharina 
von Rafael mehr als sein ausgeführtes Gemälde. Und 
doch ist es verkehrt, das Gefühl (sensation) des Könnens 
seiner geistigen Wahrnehmung vorzuziehen. Tatsäch- 
lich liegt ein größeres Können in der Ausführung als 
im Entwurf. Wenn auch den Sinnen nicht so wahr-
	        
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