Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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Dem Grade des Könnens entspricht die Würde der 
Vorstellungen, die sich an die Vernunft wenden. 
Sie erwecken die höchsten moralischen Gefühle wie 
Ehrfurcht, und verlangen nach Betätigung. Ihrer Natur 
nach sind sie die edelsten, die mit der Kunst in 
Verbindung stehen. Die graduellen Unterschiede 
ihres Wertes sind aber unendlich, da sie jedes Können 
umfassen, von der manuellen Geschicklichkeit an bis 
zur gesteigertsten Geisteskraft . . . . Das über und 
über geschnitzte Ruder des Indianers erweckt in uns 
die Vorstellung fleißiger Handarbeit, und wir sind 
angenehm berührt durch den Gedanken an die dar- 
auf verwandte Zeit und Mühe. Dies sind freilich 
untergeordnete Vorstellungen, und doch lebt etwas 
von dieser Art Genuss in unserer Bewunderung aller 
hervorragenden Ornamentik, architektonischen Verzie- 
rung und dergl. Das Entzücken, mit dem wir die 
dnrchbrochene Fassade der Kathedrale von Rouen be- 
trachten, beruht in nicht geringem Grade auf der 
einfachen Wahrnehmung der darauf verwandten Zeit 
und Arbeit. Und doch ein veredelnder Genuss, selbst 
auf 
dieser 
untersten 
Stufe. 
Der 
Genuss 
an 
einer 
Zeichnung um ihrer "Vollendung" willen oder wegen 
der "Arbeit", die sie gekostet, ist von derselben Art und 
wäre richtig, wenn sich nicht darin ein Mangel be- 
kundete, die höheren Fähigkeiten wahrzunehmen, denen 
gegenüber "Arbeit" etwas untergeordnetes ist. Tritt 
dazu dann Erweis der Geschicklichkeit, so verstärkt 
sich der Eindruck des Könnens. Tritt dazu noch Genie
	        
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