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Existenz der Dinge . . . Das Wort Idee bezeichnet
nur das Denkobjekt, um das es sich handelt."
[So will Ruskin hier sagen: Je mehr und je höhere
künstlerische Vorstellungen ein Gemälde veranschau-
licht, um so höher ist sein künstlerischer Wert. Kurz
zuvor bezeugt er ausdrücklich, dass es in der Sprache
(Ideas) Vorstellungen gäbe, die ihr inhärent wären.
Er befindet sich damit in Übereinstimmung mit No-
valis, der im ,Monolog' sagt: "Gerade das Eigen-
tümliche der Sprache, dass sie sich bloß um sich
selbst bekümmert, weiß keiner. Darum ist sie ein
so furchtbares und wunderbares Geheimnis, dass,
wenn einer nur spricht, um zu sprechen, er gerade
die herrlichsten originellsten Wahrheiten ausspricht."
Was Laute und Klänge in der Sprache sind, ist die Far-
benverteilung in der Malerei: künstlerisches Aus-
drucksmittel. Obwohl sie zunächst auf das Auge wirkt,
wendet sie sich auch an die Vernunft] Ein Maler,
der ein Naturobjekt getreulich darstellt, ist dadurch-
so wenig ein großer Künstler, wie ein Mensch, der
sich grammatikalisch und sprachlich melodiös aus-
drückt, damit schon ein großer Dichter ist. Beides
sind nur Ausdrucksmittel, notwendige Voraussetzung
der Begabung; aber noch keine Beweise der Künstler-
schaft. Nicht Darstellung und Sprache an sich, son-
dern das, was dargestellt wird, bestimmt endgültig die
Bedeutung des Malers wie des DiChterS.
[Hier könnte man meinen, er unterschätze das künst-
lerische Können. Dagegen verwahrt er sich gleich
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