Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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streckt 
sich 
nach Locke 
auf 
die 
sinnlichen Eindrücke 
selbst: sofern es Dinge sind, mit denen der Geist 
sich denkend beschäftigt, d. h. sofern sie das Auge 
nicht nur empfindet, sondern der Geist sie durch das 
Auge wahrnimmt. Wenn ich also das Bild für 
das bedeutendste erkläre, welches der Seele des Be- 
schauers die meisten und höchsten Vorstellungen 
zuführt, so habe ich eine Delinition gewonnen, als 
Vergleichungspunkt für jeden Genuss, den die Kunst 
gewähren kann. Bezeichne ich dagegen das Bild 
als bestes, das die Natur am genauesten nachahmt, 
so setze ich damit voraus, die Kunst könne nur durch 
Naturnachahmung erfreuen; das würde alle Kunst- 
werke ausschließen, die die Natur nicht nachahmen, 
d. h. alle innere wesenhafte Schönheit von Form und 
Farbe wäre damit ausgeschaltet; z. B. Kunstwerke, 
wie Rafaels Arabesken in den Loggien, die ganz 
der Nachahmung ermangeln. Ich bedarf aber einer 
Delinition, die alle noch so verschiedenen Kunst- 
ziele umfasst. Ich erkläre deshalb nicht die Kunst 
für die höchste, die den größten Genuss gewährt; 
vielleicht gibt es eine Kunst, die lehren soll; nicht 
die Kunst für die größte, die uns das meiste lehrt, 
vielleicht gibt es eine Kunst, die uns nur er- 
freuen soll; nicht die Kunst für die höchste, die am 
treuesten nachahmt, vielleicht gibt es eine Kunst, 
die alles neuschafft und nichts nachahmt. Ich erkläre 
die Kunst für die höchste, die der Seele des Betrach- 
tenden, einerlei wodurch, die größte Zahl höchster
	        
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