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streckt
sich
nach Locke
auf
die
sinnlichen Eindrücke
selbst: sofern es Dinge sind, mit denen der Geist
sich denkend beschäftigt, d. h. sofern sie das Auge
nicht nur empfindet, sondern der Geist sie durch das
Auge wahrnimmt. Wenn ich also das Bild für
das bedeutendste erkläre, welches der Seele des Be-
schauers die meisten und höchsten Vorstellungen
zuführt, so habe ich eine Delinition gewonnen, als
Vergleichungspunkt für jeden Genuss, den die Kunst
gewähren kann. Bezeichne ich dagegen das Bild
als bestes, das die Natur am genauesten nachahmt,
so setze ich damit voraus, die Kunst könne nur durch
Naturnachahmung erfreuen; das würde alle Kunst-
werke ausschließen, die die Natur nicht nachahmen,
d. h. alle innere wesenhafte Schönheit von Form und
Farbe wäre damit ausgeschaltet; z. B. Kunstwerke,
wie Rafaels Arabesken in den Loggien, die ganz
der Nachahmung ermangeln. Ich bedarf aber einer
Delinition, die alle noch so verschiedenen Kunst-
ziele umfasst. Ich erkläre deshalb nicht die Kunst
für die höchste, die den größten Genuss gewährt;
vielleicht gibt es eine Kunst, die lehren soll; nicht
die Kunst für die größte, die uns das meiste lehrt,
vielleicht gibt es eine Kunst, die uns nur er-
freuen soll; nicht die Kunst für die höchste, die am
treuesten nachahmt, vielleicht gibt es eine Kunst,
die alles neuschafft und nichts nachahmt. Ich erkläre
die Kunst für die höchste, die der Seele des Betrach-
tenden, einerlei wodurch, die größte Zahl höchster